Der heilige Name

====== Der heilige Name ======
**Der heilige Name** [[gott|Gottes]].

Das Brihan-Naradiya Purana (38.126) betont seine Bedeutung für das gegenwärtige [[Kali-Yuga]] durch die dreifache Wiederholung:

//harer nama harer nama harer namaiva kevalam\
kalau nasty eva nasty eva nasty eva gatir anyatha// \
**“Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali gibt es kein anderes Mittel, kein anderes Mittel, kein anderes Mittel zur Selbstverwirklichung als der heilige Name von Hari, der heilige Name von Hari, der heilige Name von Hari.“**((Hari ist einer der Namen [[krishna|Krishnas]].))

==== Die Erhabenheit und Kraft des heiligen Namens ====
Eines Tages brach Krishnadasa sein langes Schweigen und stellte im Hause von Kashi Mishra Shri [[Chaitanya]] eine Frage:\
„Wenn Du mir gütigerweise erlaubst zu fragen, dann sag mir bitte etwas über die unbegrenzten und wunderbaren Herrlichkeiten des heiligen Namens, das selbst Lord [[Shiva]] und Lord [[Brahma]] nicht vertraut ist.“((Krishnadasas Fragestellung verlangt nach etwas ganz Besonderem, etwas äusserst Bedeutsamen. Man sollte daraus nicht fälschlicherweise den Schluss ziehen, dass [[Shiva]] oder [[Brahma]], die beide grosse Geweihte Krishnas sind, nicht darüber Bescheid wüssten.))

Shri Chaitanya antwortete:
„Die Fähigkeiten des heiligen Namens sind wie ein sich ewig-erweiternder uferloser Ozean. Sogar Shri [[Krishna]] selbst kennt seine Grenzen nicht, was zu sprechen von gewöhnlichen Sterblichen. Ich will nur das wiederholen, was in den [[veda|Schriften]] steht. Wenn du mit rechtem Vertrauen hörst, kannst du von dieser sorgenvollen materiellen Welt befreit werden.“

„Der heilige Name ist fähig Sünden in nichts aufzulösen und Hindernisse zu beseitigen. Der Name lindert Leiden und dämpft die Nachteile, welche für das [[Kali-Yuga]] so charakteristisch sind. Er erlöst die unerlösbaren Bewohner der höllischen Planeten und annulliert die unvermeidbaren sündhaften Reaktionen ([[Karma]]), welche von [[wiedergeburt|früheren Geburten]] mitgetragen wurden. Der heilige Name reinigt [[aparadha|Vergehen]] und ist die Quintessenz aller transzendenten Tätigkeiten, leuchtender als die Veden. Die Schriften erklären das Chanten (des heiligen Namens) zur höchsten spirituellen Aktivität, höher als Pilgerreisen zu den heiligsten Plätzen. Der heilige Name ist allmächtig und segnet den Chanter mit unvorstellbarem Glück. Es ist sein Wesen, dass er einem dazu erhebt, göttliche Glückseligkeit (Prema-Ananda) zu erleben. Ein Chanter (des heiligen Namens) ist keine gewöhnliche Person, denn er verdient es, von der ganzen Welt gelobt zu werden. Für die gefallenen Seelen ist der heilige Name das einzige Mittel zur Rettung, und er ist immer verehrungswürdig, denn er bietet die viel gewünschte [[moksha|Befreiung]], erhebt einem zum höchsten spirituellen Wohnort ([[Vaikuntha]]) und segnet den Chantenden mit transzendenter [[Prema|Liebe zu Gott]], Shri [[krishna|Hari]]. Die //sruti// und //smrti//((Siehe [[Veda]].)) enthält zahllose Beweise für die erhabene Position des heiligen Namens. Er ist das höchste Ziel allen spirituellen Strebens und die Hauptrichtung der [[Bhakti]]-Strömung.“

==== Sünden werden vergeben – Karma wird zerstört ====
„Eine dem heiligen Namen innewohnende Charakteristik ist, dass er alle Sünden (karmische Reaktionen) zerstört. Höre zuerst die verschiedenen autoritativen Schlussfolgerungen zu diesem Thema. Beachte Ajamila, das Beispiel eines Sünders, der auf dem Totenbett unbewusst [[Narayana]] gerufen hat, den Namen des höchsten Herrn. Von den unzähligen Sünden, die er in zahllosen Leben begangen hat, war er augenblicklich entbunden.“

//ayam hi krta-nirveso janma-koty-amhasam api\
yad vyajahara vivaso nama svasty-ayanam hareh // \
„Ajamila hat bereits für alle seine sündhaften Taten gebüsst. Er hat nicht nur für die Sünden gebüsst, die in einem Leben von ihm begangen worden sind, sondern auch für alle, die er in Millionen von Leben begangen hat, denn er chantete in einem hilflosen Zustand den heiligen Namen Narayanas. Obgleich sein Chanten nicht rein war, chantete er ohne [[aparadha|Vergehen]], und deshalb ist er jetzt rein und für die Befreiung geeignet.“ (Bhagavatam 6.2.7)\
Die abscheulichsten Vergehen, wie eine Frau, einen König, eine Kuh oder einen [[Brahmana]] zu ermorden, Rauschmittel zu konsumieren, mit der Frau des [[Guru]] ins Bett zu gehen, einen Freund zu hintergehen, zu stehlen, usw., werden einfach durch das Chanten des heiligen Namen leicht verziehen. Und ist man einmal von seinen Sünden gereinigt, wird man von Shri [[Krishna]] angezogen werden. Auf diese Weise wird das Lebewesen vom heiligen Namen zu seinem vorletzten spirituellem Ziel geleitet.“

//stenah sura-po mitra-dhrug brahma-ha guru-talpa-gah\
stri-raja-pitr-go-hanta ye ca patakino ‚pare\
sarvesam apy aghavatam idam eva suniskrtam\
nama-vyaharanam visnor yatas tad-visaya matih// \
„Das Chanten der heiligen Namen Shri Vishnus ist der beste Bussvorgang für einen Dieb, der Gold oder andere Wertgegenstände stahl, für einen Trinker, für jemand, der einen Freund oder seine Verwandten hinterging, für jemand, der einen Brahmana tötete, und für jemand, der mit der Frau seines Guru oder eines anderen Höhergestellten eine sexuelle Verbindung einging. Dies ist auch die beste Methode der Busse für jemand, der Frauen, den König oder seinen Vater ermordete, für jemand, der Kühe schlachtete, und für alle anderen sündhaften Menschen. Einfach durch das Chanten des heiligen Namens Shri Vishnus vermögen solch sündhafte Menschen die Aufmerksamkeit des höchsten Herrn auf sich zu ziehen, der seinerseits denkt: //Da dieser Mensch meinen Namen gechantet hat, ist es meine Pflicht, ihm Schutz zu gewähren.//“ (Bhagavatam 6.2.9-10)((Auszug aus dem 20. Kapitel des Buches „Prema-Vivarta“; verfasst wurde es von Shrila Jagadananda Pandita, einem unmittelbaren Weggefährten [[krishna-chaitanya|Shri Chaitanya Mahaprabhus]].))
==== Die drei Stufen beim Chanten von Krishnas (Vishnus) Namen ====

=== Die Stufe der Vergehen (nama-aparadha) ===
Die Verehrung des heiligen Namens mit einem oder mehreren [[Vergehen]].\
Wer auf dieser Stufe chantet, kann unmöglich Liebe zu Gott erreichen. Er sollte sich bemühen, so schnell wie möglich alle [[aparadha|Vergehen]] aufzugeben. Bhaktivinoda Thakura schrieb:

„Man soll versuchen, sich zuerst völlig auf eine bestimmte Anzahl heiliger Namen zu konzentrieren, die man (leicht) schaffen kann. Deshalb beginnt der Bhakta mit vollständiger Konzentration an einem friedvollen Ort und für kurze Zeit zu chanten.((Das geschieht zumeist auf einer Mala (Holzperlenkette mit 108 Perlen), die dem Zählen der [[mantra|Mantras]] dient.)) Aufmerksam bemüht die zehn [[aparadha|Vergehen]] zu vermeiden, und in seinem Herzen beim heiligen Namen bettelnd, ihm Barmherzigkeit zu erweisen und die Vergehen (bzw. die innere vergehensvolle Geisteshaltung) zu zerstören. [[krishna|Krishnas]] Gnade ist notwendig, um den Ozean der materiellen Existenz zu überqueren. Und weil er sehr barmherzig ist, wird er helfen. Wer nicht versucht, diese Gnade zu bekommen, ist sehr unglückselig.“ (Hari-Nama-Cintamani, 12. Kapitel)

=== Die Stufe der Reinigung (nama-abhasa) ===
Auf dieser Stufe wird der [[Bhakta]] von den Reaktionen auf sein vergangenes Tun sowie von der Neigung, für seine eigene sinnliche Befriedigung tätig zu sein, mehr und mehr befreit. Die Anhaftung an Dinge, die in keiner Beziehung zu Shri [[Krishna]] stehen, verlagert sich langsam zur Anhaftung an Dinge, die in einer Beziehung zu ihm stehen. Unwissenheit ([[Tamah]]) und Leidenschaft ([[Rajah]]) lösen sich langsam auf, so wie sich der Morgennebel auflöst, wenn die Sonne immer höher steigt. Dieses Singen, verbunden mit dem klaren Wissen über Shri [[Krishna]], die materielle Energie ([[Maya-Shakti]]) und die [[Tata-stha-Shakti|mittlere Energie]] (bestehend aus den unzählbaren [[atman|Atmans]]) und wie sie zueinander stehen, führt langsam aber sicher zur Stufe des reinen Chantens.

Wer immer auf dieser mittleren Stufe chantet, hat bereits [[moksha|Mukti]] (Befreiung von der Bindung an
Materie) erreicht. Der wahrlich nach transzendenter Liebe strebende [[Bhakta]] wird diese Mukti aber ablehnen, selbst wenn er erneut einen materiellen Körper annehmen muss. Er kennt kein anderes Ziel als [[Prema]], reine Liebe zu Shri Krishna ([[Gott]]).

**Der Ābhāsa (Abglanz) des Namens** von Rādhā Govinda Nāṭha (([[http://www.sadananda.com/home/pdf/namg.pdf|Die allesüberragende Größe des Nama-Samkirtanam]] //PDF-Datei (deutsch)//))\
Während der Aparadha gegen den Namen den Betreffenden gegen die Wirksamkeit
und Kraft des Namens isoliert, so bleibt die Kraft des Namens beim //Abhasa//,
dem Abglanz des Namens, wirksam.\
[[krishna-chaitanya|Mahaprabhu]] sagt: „Auch wenn der Name ausgesprochen wird und
damit etwas ganz anderes gemeint wird, also Abhasa (Abglanz) des Namens, so geht
dennoch die dem Namen eigene Kraft nicht verloren.“((Chaitanya-Charitamrita 3.3.55))

Mahaprabhu zitiert im weiteren aus dem Padma-Purana((Chaitanya-Charitamrita 3.3.60. Ebenfalls von Sanatana Goswami im //Hari-bhakti-vilasa// (11.527) erwähnt)): „Ob der Name richtig ausgesprochen ist oder nicht richtig, oder die Buchstaben vertauscht oder aber das Ende fehlt, ganz gleich, so wie ein Name [[bhagavan|Bhagavans]] die Zunge, das [[Manah]] oder die Ohren berührt, vermag der
Name den Betreffenden zu erretten. Wenn aber der Name von Heuchlern ausgesprochen wird um ihres Körpers, Reichtums oder ihrer Familie willen, dann wirkt sich die Shakti (Kraft) des Namens nicht schnell aus.((A.C. Bhaktivedanta Swami zitiert Sanatana Gosvami: //Der heilige Name ist so mächtig, dass er mit Sicherheit wirkt, und zwar unter günstigen Umständen sogar sehr schnell; aber wenn man ihn mit [[aparadha|Vergehen]] ausspricht, wird die Wirkung verzögert und tritt nicht unverzüglich ein//.))

**Sadananda:** Abhasa (Abglanz), Nama-Aussprechen, nicht mit der Absicht der Seva (des Dienen-Wollens) und ohne mit dem Namen Bhagavan zu meinen, ist kein Aparadha!

**S**((Svami Sadananda)): Obgleich der Abhasa [Abglanz] des Namens [[moksha|Mukti]] gibt, erfolgt im
allgemeinen nach diesem gelegentlichen Aussprechen des Namens sofort wieder Aparadha durch Worte, Taten oder im Denken. Das Beispiel, das Chaitanya im CC.3.3 gibt, ist Ajamila, ein Brahmane, der gewisse Fortschritte auf dem Wege gemacht hatte aber auf Grund von Samskaras [Gefühls- und
Erlebnisgewohnheiten] unmoralisch handelte. Er lebte mit einer losen Frau
zusammen und hatte ein Kind mit dem Namen „Narayana“. Beim Sterben rief er
dreimal „Narayana!“ und meinte seinen Sohn. Da er kein Aparadhi war, sondern
nur unmoralisch (Pāpī), hatte der Nama-Abhasa (Abglanz) die Folge, dass er
von dem Schatten seiner moralischen Sünden frei wurde, und der
Fortschritt, den er vor seinem Falle gemacht hatte, wurde wieder lebendig, und
beim dritten Aussprechen von „Narayana“ kam ihm Narayana = Bhagavan
Selbst in den Sinn. (Vgl. Bha. 6.2.7. ff.)

In einer anderen puranischen Quelle, die im Sanskrit nicht erhalten ist aber als
Übersetzung in Hindi und Bengali, wird erzählt, dass vor dem Namensgeben
des Kindes ein Bhakta-Bettelmönch zu Ajamila’s Haus kam und aus blosser
Neugier die lose Frau ihn fragte, welchen Namen man dem Kinde geben solle.
Und er sagte: „Narayana“. Der Frau gefiel dieser Name sehr gut, und sie
überredete Ajamila, den Knaben „Narayana“ zu nennen.\
Wirklicher Nama-Abhasa ist sehr selten, da die meisten Menschen Aparadhis
sind. Und einer der [[aparadha|Aparadhas]] besteht darin, im Sich-Verlassen auf die Kraft
des Namens, unmoralisch zu handeln.

=== Die Stufe des reinen Chanten (suddhanama) ===
Auf dieser Stufe offenbart sich Krishna mit all seinen Kräften. Der [[Bhakta]] ist von allen [[Karma|karmischen Reaktionen]] völlig befreit und untersteht unmittelbar dem höchsten Herrn. Seine Liebe entfaltet sich jetzt stufenweise bis zur vollen Blüte der Premabhakti. Sein einziges Interesse besteht darin, den Höchsten durch seinen liebenden Dienst zu erfreuen. Sämtliche materiellen Anhaftungen sind durch Krishnas Gnade aus seinem Herzen getilgt. [[Bhaktivinoda Thakura]] beschreibt dieses reine Chanten folgendermassen:

„Der heilige Name ist die Knospe der Liebe zu Shri Krishna. Er ist ein Reservoir von nicht zu erahnender Ekstase und entfaltet enorme Kräfte. Wenn die Knospe des heiligen Namens ein wenig zu erblühen beginnt, offenbart der heilige Name seine Eigenschaften und seine Schönheit, und er stiehlt das Herz und bringt es in die Hände Krishnas. Wenn der heilige Name voll erblüht, nimmt er mich nach [[Goloka-Vrindavana|Vrindavana]] und zeigt mir die ewigen Spiele ([[Lila]]) Krishnas. Zu dieser Zeit bietet der heilige Name mir meinen ewigen [[Cit-Shakti|Cit-Körper]] an, er stellt mich neben Krishna und vernichtet den materiellen Körper.((D.h., der materielle Körper wird völlig spirituell. So wie Eisen, das ins Feuer gelegt wurde, die gleichen Eigenschaften wie das Feuer annimmt (Hitze und Licht), so wird der Körper eines vollkommenen Bhaktas durch ununterbrochene Bhakti-Handlungen spiritualisiert. Diese Spiritualisierung des Körpers findet nur bei einem Bhakta statt, der ständig in den Shuddha-nama vertieft ist.)) Krishnas Name ist wie der Stein der Weisen (der Eisen in Gold verwandelt), er ist ewig befreit, rein und er ist die Quelle grenzenlosen Nektars und die Quelle meiner ganzen Freude.“

Von diesen drei Stufen sollte man unter allen Umständen die Stufe der [[aparadha|Vergehen]] vermeiden.

== Weblinks ==
*[[http://www.bhakti-yoga.ch/Download/PDF/Harinama-Cintamani.pdf|Hari-Nama-Cintamani]] – PDF-Datei; unkorrigierte Vorübersetzung (deutsch)
*[[http://www.bhakti-yoga.ch/Download/PDF/Vedas_Acaryas_Nitai_Gauranga.pdf|Ein Sammlung von Texten über den heiligen Namen]] – PDF-Datei
*[[http://www.sadananda.com/home/pdf/namg.pdf|Die allesüberragende Größe des Nama-Samkirtanam]] PDF-Datei (deutsch), mit Erklärungen von Radha Govinda Natha.