Mahabharata

====== Mahabharata ======
Das **Mahabharata** (Mahābhārata) ist das bekannteste indische Epos. Es umfasst etwa 100’000 Doppelverse und gehört (nebst dem Mula-Ramayana und den Puranas) zum fünften [[Veda]]: //Itihasa// und //Purana//.

==== Bedeutung ====
Die Itihasas (Chroniken) bilden zusammen mit den Puranas und anderen Werken die Smritis.((Sie [[Veda]])) Der weltberühmte philosophische Text des Mahabharata, bildet die [[Bhagavad-Gita]], den Gesang Gottes. Das Mahabharata gehört zu den umfangreichsten literarischen Werken der Welt.

Das Mahabharata erzählt in bewegender Bildersprache das Leben der [[Pandava]]s. Darin eingebettet und für das Volk leichter zugänglich, finden sich viele Lehren über das [[Dharma]], über [[Karma]] und über [[Yoga]]. So gilt es mehr als die meisten anderen Schriften des [[Veda]], als bedeutender Leitfaden im Leben vieler [[Hindu]]s.\
Mit seiner großen Zahl an Geschichten, seiner Dramaturgie und ebenso vielen religiös-philosophischen Analogien, wird die Bedeutung des Mahabharata für das indische Volk verständlich. Jeder Leser hat die Gelegenheit, sich mit einem der Charakteren zu identifizieren und wird so ins Geschehen miteinbezogen.

==== Entstehung ====
Das Mahabharata ist sowohl Heldenepos, als auch ein bedeutendes religiöses und philosophisches Werk, dessen Ursprung in vedischer Zeit liegt. Traditionell wird der Weise [[Vyasa]] als Autor angenommen, der in der Geschichte selbst eine Rolle spielt. Es heisst, er soll es zusammengefasst dem elefantenköpfigen [[Ganesha]] diktiert haben. Die Itihasas (und somit das Mahabharata) werden bereits in einer der ältesten Upanishaden erwähnt.(([[http://www.sacred-texts.com/hin/sbe01/sbe01135.htm|Chandogya Upanishad VII.1.2; //(english)//]]. Narada Muni spricht zu Sanatkumara: **“Ich kenne Rig-Veda, Yajur-Veda, Sama-Veda und den Atharva-Veda als den vierten Veda. Die Itihasas und Puranas kenne ich als fünften Veda. Ich bin vertraut mit den Pancaratras (Ekayanam) und den Sutras (Lehrschriften zu bestimmten Wissensgebieten)….“**))

==== Inhalt ====
Das Mahabharata ist in 18 Kapitel und einen Appendix unterteilt und enthält neben der Hauptgeschichte hunderte von Nebengeschichten und kleineren Episoden. \
Grundsätzlich beschäftigt sich das Mahabharata mit allen Themen, die in in der vedischen Kultur wichtig waren: Dem Leben aller Geschöpfe, Tod und [[Wiedergeburt]], [[Karma]], [[Dharma]], Glück und Leid, die Folgen guter und schlechter Taten, Opfer, Hymnen, die verschiedenen Zeitalter, und es beschäftigt sich mit den [[deva|Göttern]] und dem [[Avatara]] [[Krishna]].

Die Rahmenhandlung beschreibt mehrere Generationen der Kauravas (Kurus). Eine wichtige Rolle nimmt Dhritarashtra und sein jüngerer Bruder Pandu ein, der König wird, weil Dhritarashtra blind geboren wurde. Pandus Söhne, die als die Pandavas bekannt sind, waren folglich die natürlichen Erben des Konigthrons, was den Söhnen von Dhritarashtra – angeführt von Duryodhana – nicht gefiel. Dieser Neid führte letztlich zu einem zentralen Ereignis des Mahabharata, zur Schlacht von [[Kurukshetra]] (nördlich von Delhi). Der Kampf ist ein schrecklicher Bruderkrieg, bei dem über sechs Millionen Krieger (Kshatriyas) innert 18 Tagen starben. Die Zeit kurz vor Beginn der Schlacht, bildet den dramaturgischen Hintergrund der [[Bhagavad-Gita]] („dem Gesang Gottes“), wo [[Krishna]] seinem Geweihten [[Arjuna]] (einer der fünf [[Pandava]]-Brüder) transzendentes Wissen offenbart.

==== Die Geschichte ====
Satyavati, die letze Königin aus dem Hause der Kurus, verlor sehr früh ihren Mann Santanu ihre zwei Söhne. Ihr Stiefsohn war Bhishma, der wegen ihr das Gelübde der Ehelosigkeit abgelegt hatte, damit ihre Söhne das Königreich leiten durften. Jetzt, wo die Gefahr bestand, dass die Linie der Kurus ausstarb, wandte sie sich wieder an Bhisma, seine Pflichten als Sohn zu erfüllen, was er deutlich verweigerte. Jetzt erinnerte sie sich daran, dass sie lange vor ihrer Heirat mit Santanu, dem Weisen Parashara einen Sohn gebahr, [[Vyasa]]. Sie meditierte über ihren ersten Sohn und bald darauf erschien er, um die Wünsche seiner Mutter zu erfüllen. So kam es, dass Vyasa drei Kinder zeugte: Dhritarashtra, Pandu und Vidura. Der älteste, der blinde Dhritarashtra, konnte wegen seiner Blindheit das Königreich nicht führen, stattdessen wurde Pandu dazu bestimmt, das Königreich zu regieren, unterstützt vom weisen Vidura. Pandu, glücklich verheiratet mit Kunti, wurde aufgrund seiner Jagdleidenschaft mit einem Fluch belegt. Das bewog ihn, dem Königsleben zu entsagen, und so zog er in den Wald. Wieder oblagen die Regierungspflichten Bhishma. Kunti und Pandu wurden fünf Söhne geboren, die fünf Pandavas: Yudhishthira, Bhima, Arjuna, sowie die Zwillinge Nakula und Sahadeva. Auch der regierende blinde Prinz Dhritarashtra zeugte einhundert Söhne, die Kauravas, angeführt von Duryodhana, der zum Hauptgegenspieler der Pandavas wurde.

Das Mahabharata beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Konflikt zwischen diesen beiden verwandten Familien und ihren Verbündeten. Die Kauravas unter Führung von Duryodhana versuchen immer wieder, ihre Cousins – die Pandava-Brüder – zu beseitigen, um ihren eigenen Anspruch auf die Thronnachfolge zu sichern. Aber die Pandavas können diesen Anschlägen immer wieder entkommen.

Im weiteren Verlauf der Geschichte besitzen die Pandavas und die Kauravas je ein Königreich, damit der Frieden gesichert werden kann. Aber die Kauravas organisieren ein Würfelspiel, in dem die Pandavas betrogen werden und ihr gesamtes Königreich verlieren. Sie können es erst wieder zurückerhalten, wenn sie es schaffen, zwölf Jahre im Wald zu Leben und ein dreizehntes Jahr unerkannt in der Gesellschaft. Sollte sie irgendjemand in diesem dreizehnten Jahr erkennen, müssten sie die ganzen dreizehn Jahre wiederholen. Doch selbst nachdem sie diese Prüfung geschafft haben, verweigern die Kauravas unter der Führung von Duryodhana den Pandavas ihren rechtmässigen Anteil am Königreich, unterstützt vom blinden Vater Dhritarashtra.

So kommt es schliesslich zum großen Krieg. Elf Königreiche auf der Seite der Kauravas, gegen sieben Reiche auf der Seite der Pandavas. [[Krishna]], der ein grosses Königreich mit einer riesigen Armee von Kriegern besass, hatte sowohl zu den Kauravas und den Pandavas verwandtschaftliche Beziehungen. Er wollte nicht persönlich kämpfen. Er bot aber an, einer Partei seine Armee zu schenken und dem anderen als Wagenlenker zu dienen. Krishna sprach zu beiden, dass er sich kurz ausruhen werde und dann könne der erste, den er erblicke, seine Wahl treffen. Duryodhana stellte sich sofort ans Kopfende der Ruhestätte und Arjuna setzte sich zu seinen Füssen. Krishna wachte auf und erblickte zuerst Arjuna zu seinen Füssen. Duryodhana war enttäuscht, wollte er doch die mächtige Armee Krishnas auf seiner Seite wissen. Doch zu seiner grossen Freude und Unverständnis, entschied sich Arjuna, [[Krishna]] als Wagenlenker auf seiner Seite zu haben. So entfaltet [[Krishna]] als Wagenlenker, kurz vor Beginn der Schlacht, inmitten zweier riesiger Armeen, das ewige Wissen der [[Bhagavad-Gita]].

Wie in allen hinduistischen Epen sind auch im Mahabharata Gut und Böse nicht polarisiert: Die „Bösen“ zeigen immer auch gute, liebenswerte Eigenschaften, wogegen die „Guten“ auch Schwächen haben und notfalls zur List greifen.

==== Einteilung ====
Das Mahabharata ist in 18 Parvas (Bücher, Kapitel) unterteilt:

– //Adiparva// – Einführung, Geburt und frühe Jahre der Prinzen
– //Sabhaparva// – Leben im Königshof, das Würfelspiel, und das Exil der Pandavas.
– //Aranyakaparva (auch Vanaparva, Aranyaparva)// – Die 12 Jahre im Exil.
– //Virataparva// – Das letzte Jahr im Exil
– //Udyogaparva// – Vorbereitungen für den Krieg
– //Bhishmaparva// – Der erste Teil des großen Kriegs, mit Bhisma als Kommandant der Kauravas.
– //Dronaparva// – Der Krieg geht weiter, mit Drona als Kommandant.
– //Karnaparva// – Wieder der Krieg, mit Karna als Kommandant.
– //Salyaparva// – Der letzte Teil der Schlacht, mit Salya als Kommandant.
– //Sauptikaparva// – Ashvattama und die letzten Kauravas töten die Pandava Armee im Schlaf.
– //Striparva// – Gandhari und andere Frauen traueren um die Toten.
– //Shantiparva// – Die Krönung von Yudhisthira, und seine Instruktionen von Bhishma.
– //Anushasanaparva// – Die letzten Instruktionen von Bhisma.
– //Ashvamedhikaparva// – Die königliche Zeremonie oder Ashvameda, ausgeführt von Yudhisthira.
– //Ashramavasikaparva// – Dhritarashtra, Gandhari, Kunti gehen in ein Ashram, und sterben später.
– //Mausalaparva// – Der Kampf unter den Yadavas.
– //Mahaprasthanikaparva// – Der erste Teil des Pfads zum Tod der Pandavas.
– //Svargarohanaparva// – Die Pandavas erreichen die himmlische Welt.

Wichtige Geschichten und Texte, die Teil des Mahabharata sind:

*[[Bhagavad-Gita]] – Die Lehren von [[Krishna]] an den Prinzen [[Arjuna]], im Bhishmaparva.
*Damayanti (oder Nala und Damayanti, eine Liebesgeschichte, im Aranyakaparva).
*[[Krishna]]avatara – die Geschichte von [[Gott]] [[Krishna]].
*[[Rama]] (eine Zusammenfassung des [[Ramayana]], im Aranyakaparva).
*[[Vishnu]] [[Sahasranama]] (berühmte Hymne der tausend [[name|Namen]] [[vishnu|Vishnus]], im Anushasanaparva).
*Anugita – ein weiterer Dialog zwischen [[Krishna]] und Arjuna.
*Geschichte vom Fisch-Avatara. (Vishnu lehrt in Gestalt [[matsya|Matsyas]], im Varnaparva).
*Das Quirlen des Milchozeans. (Erscheinen der Göttin [[Lakshmi]] aus dem Milchozean und Vishnus Erscheinen als [[Kurma]], im Adiparva.)

==== Wissenschaftliche Hypothesen ====
Manche früheren Historiker sahen im Kampf der Kauravas mit den Pandavas die dichterische Verarbeitung des Konflikts zwischen arischen Stämmen, die angeblich ab etwa 1500 v. Chr. in Nordindien einwanderten, und der „Urbevölkerung“ Nordindiens. Diese Theorie verlor allerdings aufgrund archäologischer Funde und genetischer Untersuchungen die wissenschaftliche Unterstützung.

Gegen die Theorie eines Krieges zwischen Ariern und Urbevölkerung spricht außerdem, dass es sich beim beschriebenen Kampf zwischen Pandavas und Kauravas um einen Kampf zwischen Verwandten handelte.

Gegen die Ariertheorie sprechen auch archäologische Entdeckungen an der Nordwestküste Indiens, wo Überreste einer versunkenen Stadt im Ozean gefunden wurden. Altersbestimmungen lassen vermuten, dass es sich um antike Stadt [[Dvaraka]] handeln könnte, die im Mahabharata eine große Rolle spielt. Sie versank kurz nach dem Weggehen Krishnas, gemäss vedischen Zeitangaben war das vor ca. 5100 Jahren. Im Mahabharata wird auch beschrieben, dass der einst größte der sieben im [[Rig-Veda]] genannten heiligen Flüsse, der Sarasvati-Fluss, nur noch klein sei und in der Thar-Wüste versickere. Auch diese Erwähnung lässt die Entstehung des Mahabharata in eine Zeit des 3. Jahrtausends vor Chr. zurückgleiten.

=== Siehe auch ===
*[[Krishna]]
*[[Vaishnavatum]]

=== Literatur ===
*Mahabharata; Diederichs gelbe Reihe, Kurzfassung, ISBN 3-424-00576-2
*Mahabharata; BBT, Kurzfassung, ISBN 91-7149-455-3

=== Weblinks ===
*http://www.mahabharata.pushpak.de/ Das Mahabharata auf Deutsch
*http://www.hindunet.org/mahabharata/
*http://www.gita-society.com/section3/mahabharata.htm Leicht lesbare englische Version
*http://www.sacred-texts.com/hin/maha/index.htm Das Mahabharata in Sanskrit und Englisch
*http://www.hindunet.org/hindu_history/ancient/aryan/aryan_frawley.html The Myth of the Aryan Invasion of India (von David Frawley)]