Ramanuja

====== Ramanuja ======
**Ramanuja** (Rāmānuja; 1017-1137) war ein herausragender vishnuitischer Lehrer, der die Wiedererstarkung der [[Shri-Sampradaya]] vollzogen hat. 
Ramanujas philosophisches System des [[Vishishta-Advaita]] (der unterschiedenen Zweitlosigkeit) präsentiert mit fundierter Logik eine Exegese der heiligen Schriften, welche dem [[Monismus]] ([[vedanta|Advaita-Vedanta]]) [[shankara|Shankaracharyas]] kraftvoll mit einem [[Vishnuismus|personalen Gottesglauben]] gegenüber tritt.
==== Sein Leben ====
Ramanuja wurde im indischen Dorf Sri Perumbudur geboren, etwa 35 km westlich von Chennai (Madras). Dort wuchs er in bescheidenen Verhältnissen bei seinen Eltern auf, die beide aus frommen, aristokratischen Familien stammten. Entsprechend der indischen Tradition wurde er im Alter von 16 Jahren mit einem jungen Mädchen namens Rakshakambal vermählt. Nur wenige Monate später verstarb sein Vater, was ihn veranlasste, mit seiner Familie nach Kanchipura umzuziehen, einer Stadt, die berühmt für ihre Gelehrten und prachtvollen Tempel war. 
In Kanchipura wollte er seine Studien über die [[veda|Vedas]] unter Leitung von Yadavaprakash fortsetzen, einem Gelehrten, dessen Ruhm als Kenner des [[Monismus|monistischen]] [[vedanta|Advaita-Vedanta]] sich herumgesprochen hatte. Ramanuja erwies sich als ausgezeichneter Schüler, dessen eigenen Interpretationen der heiligen Schriften den Mitschülern zuweilen besser gefielen, als jene ihres Lehrers. Dabei verneinte Ramanuja die absolute Einheit, wie sie von [[shankara|Shankaracharya]] gelehrt worden war und verwies vielmehr auf ein Prinzip der Einheit, das durch unterschiedliche Eigenschaften gekennzeichnet sei. Es kam zum schweren Zerwürfnis, in dessen Folge Ramanuja nur knapp einem von seinem Lehrer angezettelten Mordanschlag entkommen konnte und später aus dem Tempel gewiesen wurde.
Ramanuja führte seine Studien in Kanchipura weiter, wobei sich ein enger Kontakt zu einem geachteten [[Vaishnava]] namens Kanchipurna entwickelte, den er als seinen unterweisenden Lehrer ([[Shiksha]]-[[Guru]]) annahm. Kanchipurna war ein Schüler Yamunacharyas, der grosses Ansehen in der [[Vaishnava]]-Bewegung rund um die Tempel von Kanchipura, Shri Rangam und Tirupathi besass und selber der Vorsteher des Tempels von Shri Rangam war. Es war Yamunacharyas Absicht, Ramanuja als seinen Nachfolger einzusetzen. Doch Ramanuja traf zu spät in Sri Rangam ein. Im Angesicht des zur Verbrennung bereiten Körpers Yamunacharyas gab Ramanuja drei Versprechen ab, welche ihn in den Augen der Anwesenden zum Nachfolger Yamunacharyas machten.
In der Zwischenzeit war auch Ramanujas Mutter gestorben. Seine Ehefrau hatte die Leitung des Haushaltes übernommen, während Ramanuja viel Zeit mit seinem väterlichen Freund und Lehrer Kanchipurna verbrachte. Dieser offenbarte ihm schliesslich einen Traum, in dem Ramanuja geraten wurde, nach Shri Rangam zu gehen, um dort von Mahapurna, einem weiteren Schüler Yamunacharyas, Einweihung zu nehmen. Zur selben Zeit war Mahapurna im Auftrag der Schüler von Yamunacharya auf dem Weg zu Ramanuja, um ihm Einweihung zu geben und nach Sri Rangam zu bringen. Unerwartet trafen sie sich in der Mitte ihrer Reise, wo auch die Einweihung Ramanujas stattfand.
Nach Kanchipura zurückgekehrt, lebte Mahapurna mit seiner Frau im Hause seines Schülers Ramanuja. Auch Ramanujas Ehefrau erhielt Einweihung von Mahapurna, blieb jedoch ohne tieferes Interesse für die philosophische Lehre, der sich ihr Ehemann mit ganzen Herzen widmete. Ihr Hauptinteresse galt den durch die indische Gesellschaft geprägten Regeln und Regulierungen, in die auch ein [[Kastensystem]] eingebettet war, welches nichts mehr neutral differenzierte, sondern wertend diskriminierte. Schliesslich wurde die Kluft zwischen äusserlicher Frömmigkeit und philosophischer Tiefe im nahen Zusammenleben so gross, dass sich Ramanuja nach einer Anzahl von brüskierenden Zwischenfällen entschloss, in den Stand des Bettelmönches (Sannyasa) einzutreten, und so seine Frau zu ihrer Familie zurücksandte. 
Ein Eintreten in den Mönchsstand in so jungen Jahren war eher ungewöhnlich, doch die Menschen wurden von Ramanujas gewinnendem Wesen angezogen. Schon bald strömten auch aus der Umgebung Leute zu ihm und die Vaishnavas in Kanchipura machten ihn zu ihrem [[guru|Acharya]]. Selbst sein früherer Lehrer Yadavaprakahsa, dessen Gewissen ihn seit dem gescheiterten Mordversuch nicht mehr ruhen liess, konnte nach weiteren philosophischen Auseinandersetzungen mit Ramanuja schliesslich seinen Groll loslassen und nahm von ihm die Einweihung in den Mönchsstand an (Sannyasa). Schliesslich wurde Ramanuja nach Shri Rangam gerufen, wo er mit allen Ehren zum Leiter des Tempels ernannt wurde.
Als Acharya von Shri Rangam schrieb Ramanuja nicht nur aussergewöhnliche Kommentare, welche die philosophische Grundlage der gesamten Vaishnavawelt wiederbeleben sollte. Er bereiste zudem ganz Indien vom Süden Keralas bis zum Norden Kashmirs, um den Pfad der Hingabe ([[Bhakti-Yoga]]) zu verbreiten. Dabei besuchte er viele heilige Orte wie Benares, Madurai, Trivandrum, Dvaraka, Mathura, [[Vrindavana]], Salagrama, Shaketa, Naimisharanya, Pushkara und Badarika-Ashrama. Es heisst, als er in Shri Rangam weilte, seien täglich Tausende von Menschen herbeigeströmt, um seine Lehrreden zu hören. 
Shri Rangam gehörte zu dieser Zeit zum Reich des Königs von Chola, Kolatunga I. Dieser war ein grosser Verehrer des Gottes [[Shiva]] und wünschte, dass alle [[vaishnava|Vaishnavas]] sich zum Shaivismus (der Verehrung Shivas) bekennen sollten. Zu dieser Zeit war Ramanuja etwa 70 Jahre alt. Als er zusammen mit seinem [[Guru]], Mahapurna, zu einer Audienz beim König vorgeladen wurde, verliessen er und viele seiner Anhänger Shri Rangam. Diese Massnahme sollte sich als richtig erweisen: Sein Guru Mahapurna, der zu alt für eine Flucht war, und Kuresha, ein Schüler Ramanujas folgten der Aufforderung des Königs und wurden von ihm gefoltert und geblendet, als sie sich weigerten, die Persönlichkeit [[shiva|Shivas]] über die Persönlichkeit [[vishnu|Vishnus]] zu stellen.
Ramanuja begab sich mit seinen Begleitern in das Gebiet von Mysore. In dieser Region regierte König Vitthaladeva, ein bedachter Mann und Anhänger der Jain-Religion. Nach anfänglichen Zwischenfällen erlangte Ramanuja auch hier den Respekt der Einheimischen und wieder nahmen viele Menschen seine [[Bhakti-Yoga]]-Lehre an. Für die nächsten zwanzig Jahre liess er sich in Melkote nieder, wo Tempel und eine grosse Vaishnava-Gemeinde entstanden.((http://www.devavision.org/html/melkote.html))
Als Kolatunga I von Chola schliesslich verstarb, kehrte Ramanuja im Alter von knapp 100 Jahren wieder nach Shri Rangam zurück. Der neue König von Chola war den Vaishnavas wohlgesonnen und so blieb Ramanuja in Shri Rangam und setzte sein bemerkenswertes Lebenswerk fort, bis er im Alter von 120 Jahren von dieser Welt fortging. 
Es heisst, dass er während seines Lebens über 700 Mönche (Sannyasi) eingeweiht hatte, dazu 12'000 zölibatäre Studenten (Brahmacharis) und 300 Frauen, die ein Gelübde der Entsagung auf sich genommen hatten. Die weitaus höhere Zahl an Schülern, die in ihrem Familienleben verblieben und nicht in einem seiner Tempel- und Ashram-Gemeinschaften wohnten ist unbekannt. Ebenso die Zahl der Tempel, die durch ihn entstanden sind.
==== Die Mystik um Ramanuja ====
Um Ramanujas Leben ranken sich viele Erzählungen über mystische Vorkommnisse, die seinem Leben oder dem Leben seiner Begleiter eine besondere Wendung gaben. Stellvertretend seien hier zwei Erzählungen widergegeben.
===Der Mordanschlag===
Obwohl Yadavaprakash seinen Schüler Ramanuja zu hindern versuchte, fanden viele Menschen den Weg zum jungen Ramanuja, um seinen vermeintlichen Irrlehren zu lauschen. Dies brachte Ramanuja den unversöhnlichen Zorn seines Lehrers ein, der gemeinsam mit einigen wenigen vertrauten Schülern den Plan fasste, Ramanuja heimlich ermorden zu lassen. 
Unter dem Vorwand, sich auf eine Pilgerreise zur heiligen Ganga zu begeben, luden sie Ramanuja ein, sich ihnen anzuschliessen. Ramanuja willigte ein und wurde von seinem Cousin Govinda begleitet. Nach vier Tagen Wanderung durch verlassenes Land, erreichten sie das Gebiet der Vindhya Hügel. Zufällig konnte Govinda ein Gespräch seiner Begleiter belauschen, das ihn über die wahre Absicht der Pilgerreise in Kenntnis setzte. Er warnte Ramanuja, der keine Zeit verlor und in den indischen Dschungel floh. Govinda liess sich nichts anmerken. Als die Verschwörer auf das Fehlen von Ramanuja aufmerksam wurden und sie keine Antwort auf ihre Suchrufe erhielten, gingen sie davon aus, dass er einem wilden Tier zum Opfer gefallen war und sich ihr Problem damit von selber gelöst hatte.
Ramanuja wanderte fast die ganze Nacht, bis er müde und hungrig unter einem grossen Baum einschlief. Als er erwachte, dämmerte bereits der Abend des nächsten Tages herauf. Zwar fühlte er sich frisch und erholt, doch er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er sich wenden sollte. Da sah er ein Ehepaar im Dschungel, das auf der Jagd nach Vögeln war. Als sie hörten, dass er sich verlaufen hatte, und den Weg nach Kanchipura suchte, offenbarten sie ihm, dass sie sich auf einer Pilgerreise nach Rameshvaram und Kanchipura befanden, um sich von den Reaktionen ihres Tuns als Vogeljäger zu läutern. Da es schon fast dunkel war, einigten sie sich darauf, noch eine Stunde zu gehen, um den gefährlichen Dschungel zu verlassen und in der Nähe eines unterirdischen Flusses übernachten zu können. Am beabsichtigten Ort angekommen, schlugen sie ihr Nachtlager auf. Bevor Ramanuja einschlief, hörte er nur noch, wie der Jäger seine Frau auf den nächsten Morgen vertröstete, als diese nach etwas Wasser aus einem Brunnen verlangte.
Früh am nächsten Morgen standen sie auf und stiessen schon bald auf den versprochenen Brunnen. Ramanuja holte dreimal Wasser für die Frau des Jägers, die jedoch immer noch über Durst klagte. Als er zum vierten Male zurückkam, sah er keine Spur mehr von dem Ehepaar, das wie vom Erdboden verschwunden war. Doch nun erspähte er das Dach eines Tempels und eine Häuseransammlung: er befand sich am Stadtrand von Kanchipura. 
Es war völlig ausgeschlossen, dass er in dieser kurzen Zeit von den Vindhya Hügeln bis nach Kanchipura gelangt wäre. Ihm wurde bewusst, dass er durch die Hilfe von Shri [[Rama]] und seiner Gefährtin [[Sita]] gerettet worden war, die zu seinem Schutz die Gestalt eines Jägerehepaares angenommen und ihn selber hierher gebracht hatten. Ramanuja fühlte tiefe Dankbarkeit gegenüber Rama, den er als Persönlichkeit wahrnahm. Die Überlieferung erzählt, dass er es sich von diesem Tage an zur Gewohnheit machte, jeden Tag persönlich Wasser holen zu gehen, um die Gottesgestalt Vardarajas damit zu verehren. 
==== Die Versprechen====
Ein zweites Ereignis, das immer wieder Erwähnung findet, rankt sich um seine Nachfolge von Yamunacharya. Der bereits in hohem Alter stehende Yamunacharya hatte schon viel über den jungen [[Brahmana|Brahmanen]] gehört. Er war sehr angetan von dessen Erklärungen zu den upanischadischen [[Mantra|Mantren]], doch noch hatte sich kein persönliches Zusammentreffen ergeben. Als er sein Fortgehen von dieser Welt nahen sah, liess er nach Ramanuja rufen. Obwohl dieser sich sofort auf den Weg machte, erreichte er Yamunacharya nicht mehr rechtzeitig. 
Ramanuja sah den grossen Acharya mit geschlossenen Augen auf einem Bett liegen, die Arme an seinen Seiten ausgestreckt, das Gesicht strahlend, als sei er in Gedanken in unendliche Schönheit vertieft. Die linke Hand Yamunacharyas schwebte in der Yoga-Haltung für Frieden, drei Finger ausgestreckt und dem Daumen und dem Zeigefinger an den Spitzen zusammengeführt. Doch die drei Finger der rechten Hand waren zusammengekrümmt, als ob er damit ein letztes Zeichen hätte setzen wollen. Ramanuja erklärte, damit weise Yamunacharya auf drei Wünsche hin, die er erfüllt haben wolle. Ramanuja versprach:
-Um die Menschen von aller Illusion zu befreien, werde er den Nektar der Hingabe zu den Lotosfüssen [[vishnu|Narayanas]] überall verbreiten.
-Um klar zu stellen, dass es keine Wahrheit über Shri [[Vishnu]] gäbe, werde er einen Kommentar zum Vedanta-Sutra verfassen.
-Um dem Heiligen Parashara Achtung zu erweisen, welcher im [[Veda|Vishnu-Purana]] den Ruhm des Herrn beschrieben habe, werde er einen befähigten [[Vaishnava]] nach ihm nennen.
Nach jedem Versprechen streckte sich einer der Finger der rechten Hand Yamunacharyas. Die Anwesenden staunten über dieses Geschehen, und nahmen Ramanuja von diesem Tage an als den Nachfolger Yamunacharyas an. Alle drei Gelübde wurden von ihm erfüllt.
==== Ramanujas Kritik an Äusserlichkeiten ====
Obwohl Ramanuja die [[Vishishta-Advaita]]-Philosophie mit grosser Logik präsentierte, sprach seine Lehre nicht nur Denker oder intellektuelle Gelehrte an. Er wandte sich auch gegen soziale Übel, die sich oft unter dem Deckmantel einer äusserlichen Religion eingeschlichen hatten. Nachdem seine Frau sich aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit wiederholt verletzend und diskriminierend gegenüber dem Weisen Kanchipurna und ihrem gemeinsamen Lehrer ([[Guru]]) Mahapurna verhalten hatte, entschied sich Ramanuja für die Gemeinschaft mit den philosophischen Weisen und trat in den Mönchsstand ein. 
Melkote, wo er über zwanzig Jahre verbrachte, gilt noch heute aufgrund seines Wirkens als besonderer Ort. Angehörige niederer Kasten (wie die Harijans) als auch Kastenlose (Moslems) gehörten genauso zu seinen Schülern wie Brahmanen, die aus angesehenen Familien stammten.
Eine weitere bekannte Begebenheit spielte sich in Tirukottyur ab. Dort weilte der berühmte Guru Gosthipurna, von dem es hiess, er könne einen geheimen, heiligen Mantra vergeben, der einem ernsthaften Schüler die Befreiung ([[Moksha]]) gewähre. Gosthipurna zögerte, Ramanuja in diesen Mantra einzuweihen, und liess ihn achtzehnmal von Shri Rangama nach Madurai hin- und herreisen, bevor er einwilligte. Ramanuja gab ihm das Versprechen der Geheimhaltung, doch war es seine erklärte Absicht, einen jeden am Segen und der Glückseligkeit Shri Vishnus ([[vishnu|Narayana]]) teilhaben zu lassen. So rief er alle Menschen zusammen, unabhängig von Herkunft und Kaste, kaum hatte der den achtsilbigen Mantra **Om namo Narayana** erhalten. Vom Turm des Tempels aus, rief er allen das heilige Mantra zu. Gosthipurna wurde darüber anfänglich sehr zornig, doch erkannte er schliesslich, dass Ramanujas Tun auf Mitgefühl und dem Willen beruhte, allen Menschen Glück und Segen zukommen zu lassen.
==== Shiva-Verehrung (Shaivismus) und Vishnu-Verehrung (Vishnuismus) ====
Schon zu Ramanujas Zeiten gab es ein gewisses Wettstreiten zwischen den Verehrern von [[Shiva]] (Shaivas) und den Verehrern von [[Vishnu]] (Vaishnavas). Noch heute ist die Stadt Kanchipura in zwei Teile getrennt, nämlich Shivakanchi und Vishnukanchi, mit Tempeln, die den entsprechenden Gottheiten geweiht sind.
In einem Werk aus dem 13. Jahrhundert, der Venkatesa Itihas Mala, finden sich Beschreibungen über Ramanujas Wirken in Verbindung mit dem berühmten Pilgerort Tirupati. Als Ramanuja diesen Ort bereiste, fand dort eine grosse philosophische Auseinandersetzung zwischen den Shaivas und Vaishnavas statt. Beide Gruppen erhoben den Anspruch, die verehrte Bildgestalt Gottes (Shri Venkateshvara) gehöre zu ihrer Gruppe, es handle sich also um [[Shiva]], bzw. um [[Vishnu]]. Aus den Schriften wurden gegenseitig viele Argumente vorgebracht, ohne dass eine Einigung zustande kam. Ramanuja schlug vor, die Entscheidung Shri Venkateshvara selbst zu überlassen. So legten beide Gruppen die Zeichen ihrer Gottheit, d.h. von Shiva und Vishnu, zu Füssen Shri Venkateshvaras. Dann wurde die Tür zum Tempel  verschlossen, und Wächter beider Parteien vor dem Tor postiert. Als am Morgen die Tore wieder geöffnet wurden, stellten sie gemeinsam fest, dass die Bildgestalt das Emblem Shri Vishnus angenommen hatte, während dasjenige von [[Shiva]] immer noch zu ihren Füssen lag. So wurde entschieden, dass es sich um einen Vaishnava-Tempel handeln müsse, was bis in die heutige Zeit so blieb.(([[http://www.balajikenya.org|Venkatesha-Tempel]] (//english//) ))
==== Ramanujas Lehre des Vishishta-Advaita ====
Die Philosophie Ramanujas wurde als [[Vishishta-Advaita]] (qualifizierter Nicht-Dualismus – Nicht-Dualismus mit unterscheidbaren, bestimmbaren Charakteristiken) bekannt. Mit anderen Worten: Es ist ein [[Brahman]] mit Eigenschaften, //sa-visesha brahman//. Ihr Inhalt ist vollständig [[monotheismus|theistisch]]. Demnach ist Shri [[Narayana]] ([[Vishnu]]) absolutes Sein, völlig unabhängige, ewige Wirklichkeit. Die [[Atman|Lebewesen]] und die [[Prakriti|materielle Welt]] sind ein Bestandteil, eine Kraft, dieses [[Narayana]]. Beide sind wirklich, jedoch vollkommen abhängig von [[Narayana]]. Die Lebewesen verfügen in dieser Abhängigkeit über einen freien Willen, wohingegen die materielle Kraft sich nach dem Willen des Höchsten manifestiert. 
Ramanuja beschrieb das Lebewesen als ein Teilchen Gottes, dessen natürliches Wesen es sei, dem vollständigen Ganzen zu dienen. Konzepte, wonach die [[Seele]] (auch Jiva genannt), dem Höchsten Brahman ([[krishna|Parabrahman]]) ebenbürtig sei oder zu Gott werden könne, lehnte er ab. Die Lebewesen seien qualitativ eins mit dem Höchsten, gleichzeitig jedoch quantitativ verschieden von ihm. Diesen quantitativen Unterschied erklärt Ramanuja damit, dass die fragmentarischen Teile vom Höchsten abhängig sind, und nicht das Höchste werden können. Dafür, dass die materielle Welt als Energie Gottes ewig ist, wenn auch in ewiger Umformung, gab Ramanuja das Beispiel, dass ein Sänger, der aus eigener Energie ein Lied kreiert, sich aufgrund dieser Schöpfung nicht verringert, sondern im Gegenteil noch glorreicher wird.  
Zu Beginn seines Shri Bhashya schreibt Ramanuja, dieser Kommentar beruhe vollständig auf den Erklärungen des Kommentars von Bodhayana. Über Bodhayana ist nur mit Sicherheit bekannt, dass er der Autor eines Kommentars über die Brahma-Sutras (Vedanta-Sutras) ist, das allgemein als Leitbuch zum Verständnis des [[Vedanta]] gilt und vor allem von den [[shri-sampradaya|Shri Vaishnavas]] geschätzt wird. Sein Wirken wird auf 400 v. Chr. geschätzt. Nach der Überlieferung standen Ramanuja im Süden Indiens (Tamil Nadu) bloss einige Fragmente des Textes zur Verfügung. Nicht zuletzt sein grosses Interesse an dieser Schrift und der darin enthaltenen [[Vishishta-Advaita]]-Philosophie führte ihn ganz in den Norden Indiens (Kashmir), wo er eine Abschrift des Werkes habe auffinden können.
==== Ramanujas Schriften ====
*[http://www.sacred-texts.com/hin/sbe48/sbe48003.htm Sri Bhashya - ein Kommentar zu den Brahma-Sutras] 
*Vedanta Sara – Essenz des Vedanta
*Vedante Sangraha – Zusammenfassung des Vedanta
*Vedanta Deepa – Licht des Vedanta 
=== Weblinks ===
*[[http://bhakti-yoga.ch/Grundlagen/Buddha-Chaitanya.html#Ramanuja|Ramanuja]] 
*[[http://www.hinduonnet.com/thehindu/fr/2002/05/10/stories/2002051001010800.htm|Preceptor who practised compassion]] //(english)//
*[[http://www.srivaishnavan.com/FAQ.html|Sehr ausführlicher FAQ der Sri-Ramanuja-Sampradaya]] //(english)//
*[[http://plato.stanford.edu/entries/monotheism/#7.3|Das Shri Vaishnavatum und Monotheismus]] //(englisch; in der Stanford Encyclopedia of Philosophy)//