Vaikuntha

====== Vaikuntha ======
**Vaikuntha** (Vaikuṇṭha), von //vi-kuntha//, ohne Bruch. Das höchste Reich [[vishnu|Vishnus]].((Rig-Veda 1.22.20: //tad visnoh paramam padam//)) Die Vaikuntha-Welten leuchten aus sich selbst heraus. Jeder einzelne Bereich wird von einer der zahllosen Gestalten Gottes „geführt“. Jeder von ihnen ist in sich unendlich und über jedem dieser unendlichen Reiche wölbt sich ein Cit-Himmel, in dem Sonne, Mond und Sterne aus Cit-Substanz leuchten.

==== Narayana gewährt Brahma einen Blick in sein Reich ====
In diesem Reich des Herrn sind keine materiellen Eigenschaften ([[Guna]]) zu finden. Ohne Unterschied verehren alle Lebewesen den höchsten Herrn. Ihre Körper besitzen eine leuchtend-himmelblaue Tönung. Ihre Augen werden mit der Schönheit von Lotosblumen verglichen; ihre Kleidung ist von gelblich-leuchtender Farbe, und ihre körperliche Erscheinung((Die „Körper“ der Geweihten Gottes in seinem ewigen Reich sind von derselben spirituellen Qualität wie der ewige spirituelle Körper Gottes.)) wirkt äusserst anziehend. Ihr Alter entspricht gerade dem heranwachsender Jugendlicher((Dies wird an anderen Stellen oft mit dem irdischen Alter einer 16 bis 18 Jahre alten Person verglichen. In den Vaikuntha-Welten gibt es keine Alten, im Sinne der äusseren Erscheinung. Die äussere jugendliche Erscheinung des spirituellen Körpers entspricht dem ewig-jugendlichen Wesen der [[Seele]].)); sie alle haben vier Arme (wie [[Vishnu]]); sie sind sehr schön mit Perlenhalsketten und Ziermedaillons geschmückt. Ihre Körper haben eine glänzende Ausstrahlung. Einige von ihnen besitzen eine Körpertönung, die wie Korallen und Diamanten glänzt, und ihre Köpfe werden von Girlanden geschmückt, die wie Lotosblumen blühen. Auch tragen manche von ihnen Ohrringe. Die Vaikuntha-Planeten sind auch von vielerlei Flugzeugen umgeben, die alle leuchten und am Himmel glänzen. Sie gehören den grossen Geweihten des Herrn. Die Frauen sind durch ihre transzendente Körpertönung so schön wie Blitze. Die Glücksgöttin (Lakshmi) in ihrer lieblichen Gestalt dient voller Liebe den Lotosfüßen des Herrn, und sie erfährt nicht nur vielfache Freude im Dienst für den Herrn, zusammen mit ihren ständigen Begleiterinnen, sondern besingt auch die Herrlichkeiten der Taten des Herrn. [[Brahma]] sah auf den Vaikuntha-Planeten die Persönlichkeit Gottes, den Herrn der Glücksgöttin, den Herrn aller Gottgeweihten, den Herrn aller Opfer und den Herrn des Universums, dem von seinen besten Dienern wie Nanda, Sunanda, Prabala und Arhana, seinen unmittelbaren Gefährten, liebevoll Dienste dargebracht werden. Der Herr, den man sah, wie er sich wohlwollend seinen liebevollen Dienern zuneigte, und dessen blosser Anblick berauschend und bezaubernd war, schien sehr zufrieden zu sein. Sein lächelndes Gesicht schmückte ein entzückender rötlicher Hauch; er war in gelbe Gewänder gekleidet und trug Ohrringe und einen Helm auf dem Haupt. Er hatte vier Arme, und seine Brust war mit den Linien der Glücksgöttin gezeichnet. Er sass auf seinem Thron und wurde von verschiedenen [[Shakti|Energien]], unter anderem z.B. von seinen sechs natürlichen [[Füllen|Reichtümern]] umgeben. Er war der tatsächliche höchste Herr, der sich seines Reiches erfreute. ([[Bhagavatam]] 2.9.10-17)

==== Die vielen Gottesreiche des EINEN ====
Die Vorstellung von verschiedenen unendlichen Gottesreichen ist menschlicher Fassungskraft nur in einem Nacheinander oder in einem Nebeneinander und nicht in ihrer Gleichzeitigkeit zugänglich. In ihrer Gesamtheit sind sie unausdenkbar (//acintya//). Gemäss den [[Bhakti]]-Schriften, vor allem der Werke von Sanatana, Rupa, Raghunatha und Jiva Gosvami aus der [[Chaitanya]]-Schule, kann man sich das unendliche ewige Reich als eine Kugel vorstellen, die nach keiner Dimension hin ein Ende aufweist, weder nach innen noch nach aussen und die unendlich viele Schnittflächen aufweist. Diese „Kugel“ ist gleichzeitig das unendliche [[Goloka-Vrindavana|Reich Radha-Krishnas]], Lakshmi-Narayanas, Sita-Ramas usw. \
*Das Reich Gottes ist nicht ein einziges Reich, sondern zahllose Reiche, jedes von ihnen eine volle göttliche Unendlichkeit.
*Alle diese Reiche sind am gleichen Ort, ohne dass das Geschehen in einem dieser Reiche von dem gleichzeitigen Geschehen in den anderen Gottesreichen im mindesten gestört würde.
*Die Gesetze irdischer Mechanik gelten dort nicht. Es können sich dort zwei, drei… unendlich viele Dinge am gleichen Ort befinden.((Man könnte hierzu das folgende Beispiel geben, das diese örtliche Gleichzeitigkeit vielleicht ein wenig veranschaulicht: Beim Kabel-TV oder Satelliten-TV befinden sich viele verschiedene Programme an demselben „Ort“. Je nach Empfangsfrequenz sehen wir ein bestimmtes Programm. Alle anderen Programme sind jedoch gleichzeitig auch „anwesend“. Die verschiedenen Programme stören sich in ihrem gegenseitigen Handlungsablauf nicht im geringsten. Je nachdem wie unsere Frequenz eingestellt ist, empfangen wir ein entsprechendes Programm. Die Frequenz, in diesem Beispiel, wäre mit einer ganz bestimmten Art der Beziehung und der Liebe zu Gott vergleichbar.)) Je nach der Art der Liebe zu Gott, offenbart er sich auf eine bestimmte Weise mit dem dazu passendem Gottesreich, das die bestimmte Art der liebevollen Beziehung zu Gott unterstützt und begleitet.
*Shri [[Krishna]] kann auch gleichzeitig Kind, Knabe, Jüngling, Kuhhirt, Krieger und königlicher Held sein, doch ohne in allen diesen Seinsweisen weder in Raum noch in Zeit eine Begrenzung zu haben.
*Seine zahllosen Reiche, seine ewigen Mitspieler, das Geschehen in jedem dieser ewigen unendlichen Reiche, es ist alles gleichzeitig da (Sarva-Vyapi) und es füllt alles in Zeit und Raum restlos aus, so dass ausserhalb von ihm für gar nichts anderes Platz oder Zeit übrig ist.

Das unendliche Reich der göttlichen Allmacht von Lakshmi-Narayana wird **Vaikuntha** genannt. Doch dem Wesen nach sind alle Reiche Gottes Vaikuntha, d.h. ohne Bruch (vi-kuntha); die Zeit zersplittert dort nicht in jedem Augenblick schmerzhaft in Vergangenheit und Zukunft. Deshalb ist eine weitere Bedeutung von Vaikuntha, frei von Angst. Ewige Gegenwart ist dort. Das Sanskritwort für Zeit (Kala) wird abgeleitet von der Wurzel //kal//, dahintreiben. Wie ein Schlächter eine Viehherde mitleidslos zum Schlachthaus treibt, so treibt die gewaltige Kraft der Zeit alle Wesen von den lichtschimmernden [[deva|Devas]]((Welche Millionen oder gar Milliarden von irdischen Jahren leben.)) bis zum geringsten Wurm und Insekt unaufhaltsam dem Tode zu. Doch die Zeit in den immerdar und überall gegenwärtigen Reichen Gottes ist nicht von solcher Art. Dort sind Zeit und Raum nicht die Herren, sondern die Diener allen Geschehens, Zeit und Raum sind dort von der Natur der [[Cit-Shakti]]. Sie schrumpfen ein und dehnen sich aus, wie es am besten dem Fortgang des verborgenen göttlichen Geschehens entspricht.

Einer der Namen für das innerste aller unendlichen Gottesreiche ([[Goloka-Vrindavana]]) ist **Vraja**. Der Name Vraja wird gedeutet: man kann in alle Ewigkeit schreiten (//vraj//) ohne jemals an ein Ende zu kommen.\
Zwischen [[Krishna]] und seinen Mitspielern in jedem der Reiche besteht die Beziehung //acintya-bhedabheda//, d.h. sie sind in unausdenkbarer Weise getrennt und nicht getrennt, verschieden und nicht verschieden, geschieden und nie geschieden. In jedem der Reiche sind wieder unendlich viele Sichtbarwerdungen (Prakasa) des Einen, die Manifestation von unendlich vielen Krishnas und von Krishnas ewigen Begleitern, wobei alle diese Manifestationen voneinander unberührt sind. Obwohl jeder Krishna allwissend ist, so ist sich doch der eine Krishna dem anderen mit ihm identischen [[Krishna]] nicht bewusst.((Das wird aufgrund seines Wunsches von seiner Kraft der Yoga-Maya bewirkt, um sein Spiel mit seinen Geweihten ungestört entfalten zu können.))

Das Geschehen wird noch unergründlicher, weil mancher Gottgeweihte, Gott dienend, gleichzeitig in vielen Gottesreichen weilt, und mancher von ihnen überdies zuweilen von einem Gottesreich ins andere wandert oder von der Erde aus in ein Gottesreich gelangt, wie z.B. [[Narada|Narada Muni]].

Wenn der [[Atman]] eines Gottgeweihten, der noch auf Erden lebt, dem Herrn unmittelbar begegnet, weil Krishna, der ewiglich überall Seiende, von der Art der [[Premabhakti]] dieses [[Bhakta]] angezogen worden war und sich sichtbar gemacht hat; wenn der [[Bhakta]] also in den Cit-Kosmos dieser „Kugel“ hineingenommen wird, findet er sich auf einer der unendlich vielen Schnittflächen der obgenannten „Kugel“ wieder. Er steht z.B. [[Krishna]] in dessen ewiger Seinsweise als Kind gegenüber und Krishna ist von bestimmten ewigen Begleitern umgeben und er dient ihm nun als dem ewigen Kind in dem Reiche der göttlichen Lieblichkeit und Schönheit und unbekümmerten Ausgelassenheit. Ein anderer Bhakta, der dem Majestätsaspekt Gottes zustrebt und ihm dienen will, findet sich im Reich der Gottesallmacht von [[Narayana]] und dient ihm in diesem Reich.\
Der Nichtbhakta aber erlebt anstelle dieser Kugel eine Häufung von [[maya-shakti|Weltsystemen der Materie]] und findet dort die Gesetze von Zeit und Raum.