Bhagavad-Gita

Bhagavad-Gita (Bhagavad-Gītā), „Bhagavad“ leitet sich aus “Bhagavan“ ab, was soviel bedeutet wie der Gesang (gita) des Besitzers (van) aller Füllen (bhaga) = Der Gesang dessen, der alle Füllen besitzt.
Die Bhagavad-Gita ist einerseits eine Beschreibung des Dharma und Sanatana-Dharma und andererseits eine Selbstbeschreibung von Krishna (Gott) und seiner Kräfte. Sie ist Teil des großen Epos Mahabharata.

Einleitung

Die Bildersprache der Puranas, den ergänzenden Weisheitsgeschichten Indiens, preist das Studium der Bhagavad-Gita in folgender Analogie:

Die Upanishaden sind wie eine Herde von Kühen. Bhagavan, das höchste Selbst, nimmt die Rolle des Melkers ein. Unter seinen Händen strömt die Milch der upanishadischen Weisheit aus den Eutern und wird zur Bhagavad-Gita. Nun können die Kälber – die Schüler und Yogis – kommen und die Weisheit des Unvergänglichen trinken.

Seit Urzeiten haben sich nachdenkliche Menschen der Bhagavad-Gita zugewendet, dem zeitlosen Gespräch zwischen Sri Krishna und seinem Freund Arjuna, der bei ihm Antworten auf das Dilemma der unausweichlichen Schlacht von Kurukshetra sucht. Die Lehre der Gita, das Juwel spiritueller Weisheit, transzendiert die Grenzen von Raum und Zeit, um die grundlegenden menschlichen Fragen über die wahre Identität und ihren Ursprung zu beantworten.

Themen der Bhagavad-Gita

Atman – Das Selbst; das transzendente ewige Bewusstsein, Seele 

Wiedergeburt – Reinkarnation, Seelenwanderung

Karma – Das Tun/Handeln und die lehrreichen Folgen(Reaktionen) unter der wohlwollenden Leitung des Paramatman

Maya-Shakti (Prakriti) – Die äußere Energie Gottes

Jnana – Der Yoga des Wissens

Guna -Die Eigenschaften und Fesseln der Maya (Tamas, Rajas, Sattva)

Virat-Rupa – Die universale Form Gottes, die Hilfestellung für materiell orientierte Menschen 

Bhakti-Yoga – Die auf Liebe gründende Beziehung zu Gott

Die Bhagavad-Gita in der Neuzeit

Die Lehren der Gita haben Indien sozial, ethisch, kulturell und sogar politisch Tausende von Jahren geprägt, nicht nur in den ruhmreichen Zeiten der vedischen Kultur, sondern auch später, trotz der fremden Einflüsse von Griechen, Moslems (Perser) und der Engländer. Die Mehrheit der Inder betrachtet das Werk immer noch als den vollkommenen und praktischen spirituellen Lebensführer. Die Gita lässt uns in die metaphysischen und psychologischen Grundlagen der vedischen Kultur eindringen – traditionell und zeitgemäß.

Auch auf das Gedankengut vieler Philosophen, Theologen, Lehrer, Wissenschaftler und Autoren im Westen hat die Bhagavad-Gita einen Einfluss ausgeübt. So schrieb z. B. Henry David Thoreau in seiner Zeitung:

  • „Jeden Morgen bade ich meinen Intellekt in der gewaltigen und weltschöpferischen Philosophie der Bhagavad-Gita… dagegen scheint unsere moderne Zivilisation und unsere Literatur kläglich und trivial.“

Die Bhagavad-Gita umfasst siebenhundert Sanskritverse und ist ein Teilstück des hunderttausend Verse umfassenden indischen Epos Mahabharata. Es darf gesagt werden, dass sie eines der wichtigsten literarischen Werke der Menschheit darstellt, über die im Laufe der Menschheitsgeschichte mehr Kommentare geschrieben wurden als über jeden anderen Text. Die Bhagavad-Gita ist als Klassiker mit zeitloser Weisheit das wichtigste literarische Werk der ältesten Kultur der Erde, der vedischen Kultur.

Geschichte

Traditionell ist der Veda kein Schrifttum, sondern eine Wortoffenbarung. Das Wissen wurde durch Schülernachfolgen, frei von institutionellen Strukturen (die zu dieser Zeit nicht existierten) weitergegeben, wie es im Gespräch zwischen Krishna und Arjuna deutlich zum Ausdruck kommt.
Im westlichen Kulturkreis sind die Veden als ein riesiges Schriftwerk bekannt, das die Basis der vedischen Philosophie und Spiritualität bildet. Es gibt 108 Upanishaden, die den wesentlichen Kommentar zum Veda bilden. Als Zusammenfassung der Upanishaden wird die Bhagavad-Gita manchmal auch als Gitopanishad bezeichnet.

Obwohl die Bhagavad-Gita weit verbreitet ist und vielerorts gelesen wird, ist sie Teil des großen Epos Mahabharata, im Teil namens Bhisma Parva, in welchem die Taten des großen Kriegers Bhisma beschrieben werden. Die Gita nimmt dort 25 von 42 Kapiteln für sich in Anspruch. Als Verfasser des Mahabharata wird der  Weise Vyasadeva genannt. Vyasadeva gilt als der literarische Avatara (Shakti-Avesa-Avatara) des Höchsten. Er erschien, um Veda (Wissen) für das Kali-Yuga in kondensierter schriftlicher Form zu bewahren.

Der Begriff Vyasadeva oder Vedavyasa bezieht sich einerseits auf die Persönlichkeit Vyasa, der selbst Teil der Geschichte im Mahabharata ist, und andererseits auf seine Funktion als Shakti-Avesha-Avatara. Der Veda berichtet von einer ewigen Wiederkehr des Gleichen, das sich jedoch in mannigfaltiger Abwandlung offenbart. Der literarische Avatara wird als Vyasadeva oder Vedavyasa bezeichnet, ein Amt, das nicht immer von der gleichen Persönlichkeit bekleidet wird. Der letzte Vyasadeva erschien nach vedischer Geschichtsschreibung kurz vor Beginn des Kali-Yuga, also vor ca. 5300 Jahren.

Gleich zu Beginn der Bhagavad-Gita sehen wir, dass sie nicht direkt von einem der Teilnehmer der Schlacht bei Kurukshetra erzählt wird, sondern von Sanjaya, einem Schüler von Vyasadeva. Obwohl sich Sanjaya weit weg vom Schlachtfeld befindet, ist er fähig, die Ereignisse dort zu beschreiben, da sie ihm durch Vyasadeva in einer Vision enthüllt werden. So wird es dem blinden König Dhritarastra – dessen Blindheit nicht nur die Augen, sondern sein ganzes Wesen umfangen hält – möglich, an der Unterweisung und Offenbarung teilzuhaben.

  • Die Tatsache, dass die Bhagavad-Gita heute noch so lebendig ist wie eh und je, können wir daran messen, mit welcher Spontanität große Reformer wie Mohandas Gandhi und Binodha Bahve ihr Leben und ihre Taten nach ihr ausgerichtet und sie tatsächlich ihren Schülern ausführlich kommentiert haben. Thomas Merton

Historischer Hintergrund

Das Mahabharata erzählt die ganze Geschichte, wie es letztlich zur Schlacht von Kurukshetra kam, wo Krishna Arjuna unterweist. Noch am Vorabend der Schlacht unternimmt Yudhisthira einen letzten Versuch, die Schlacht zu vermeiden und schickt seinen Freund Krishna zu Friedensverhandlungen ins feindliche Lager. Doch Duryodhana, der verantwortliche Sohn des blinden König Dhritarastra, ist kampfentschlossen und will die Geschicke der Welt allein mit seinen Brüdern führen. Er schreckt nicht einmal vor dem Versuch zurück, den Boten (Krishna)zu töten und besiegelt so die 18-tägige Entscheidungsschlacht.(Weitere Details unter Mahabharata.)

Bedeutung

Diese Schlacht ist nicht bloße Geschichte, sondern gleichzeitig auch Sinnbild des andauernden Kampfes zwischen Gut und Schlecht, der sowohl in der Welt und auch im einzelnen verkörperten Lebewesen stattfindet. Pandu, der Ehemann Kuntis und Vater der Pandavas, kann aufgrund eines Fluches keine Söhne zeugen, und so sind die tatsächlichen Väter der Pandavas himmlische Wesen (Devas). (Die Hintergründe werden sehr anschaulich im Mahabharata erzählt.)

Ihr Charakter zeugt von hohem moralisch-ethischem Format (Dharma). Durch göttliche Erkenntniskraft können die Pandavas Krishna als das höchste Wesen erkennen, während den machtgierigen Söhnen König Dhritarastras, angeführt von Duryodhana, dies nicht möglich ist.

Zusammenfassung

Die Bhagavad-Gita ist ein Gespräch zwischen Krishna und seinem Freund Arjuna. Es findet inmitten der Heere der Kauravas und der Pandavas (den Vettern der Kauravas) statt, die bereits in Schlachtordnung aufgestellt sind. Ein vernichtender Krieg stand bevor. In einer Zeit, in der das finstere Zeitalter der Spaltung, des Streits und der Heuchelei (Kali-Yuga) aufdämmert, soll das politische Schicksal dieser Ära entschieden werden.

Monate vor diesem Ereignis bietet Krishna seine Hilfe an. Aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen kann Arjuna und Duryodhana (der politisch führende Sohn seines Vaters Dhritarastra) entscheiden, wie den beiden Parteien Krishnas Hilfe zu Gute kommen soll. Krishna verspricht ihnen, nicht persönlich zu kämpfen. So bietet er sich selbst als Wagenlenker oder eine Akshauhini1 seiner Armee an. – Das ist die Wahl.
Arjuna fällt das Glück zu, als erster wählen zu können. Ohne zu zögern wünscht er sich Krishna persönlich an seiner Seite zu haben, während Duryodhana überrascht und glücklich eine Akshauhini1 aus Krishnas Streitkräften erhält.
Siehe Mahabharata.

1 Eine Akshauhini besteht aus 21’870 Streitwagen, 21’870 Kampfelefanten, 109’650 Infanteristen und 65’600 Kavalleristen.

So übernimmt Krishna die Rolle des Wagenlenkers von Arjuna und macht sich persönlich verantwortlich für den Wagen des berühmten Bogenschützen. Das führt uns zum Punkt, an dem die Bhagavad-Gita beginnt, beide Truppen in Aufstellung und bereit für die Schlacht.

Arjuna, einer der berühmten Pandava-Brüder zweifelt plötzlich an seinem Tun. Seine Pflicht als Krieger ist es, den Schwachen unter allen Umständen Zuflucht zu gewähren, sich für das Wohl seiner Schutzbefohlenen einzusetzen und für eine gerechte Herrschaft einzustehen, selbst wenn dies Krieg bedeutete. Doch als er viele seiner Verwandten und früheren Lehrer, die er immer noch achtet, ja zum Teil sogar liebt, kampfbereit auf der gegnerischen Seite sieht, übermannen ihn seine Gefühle und er zieht es vor, als Einsiedler in den Wald zu gehen, anstatt bei einem Kampf Blut zu vergießen.

Bhagavan Sri Krishna weiß um die Zerrissenheit seines Freundes und Geweihten (Bhakta). Als sich Arjuna nun mit seinen Zweifeln an Krishna wendet, unterweist dieser ihn über das Dharma, den Yoga und die damit verbundenen Pflichten. Er drängt ihn nicht, er bedroht ihn nicht – er offenbart die göttliche Natur von und in allem, ja schließlich sogar sich Selbst als Bhagavan (Herr aller Gottesfüllen), weil Arjuna sein geliebter Freund ist, und überlässt ihm dann die freie Entscheidung.

„So habe ich dir das vertraulichste Wissen erklärt. Denke gründlich darüber nach, und handle dann, wie es dir beliebt. Du bist mir sehr lieb, und das ist der Grund, weshalb ich dir dies zu deinem vollen Nutzen offenbare.“
(Bhagavad-Gita 18.63-64)

Der Aspekt des Dharma

Bereits im allerersten Vers der Bhagavad-Gita findet sich ein Hinweis auf diesen wichtigen Aspekt des Dharma, als Dhritarastra fragt:

dharma-kshetra kuru-ksetre samaveta yuyutsavah
mamakah pandavas caiva kim akurvata sanjaya

Dhritarastra sprach: „O Sanjaya, was taten meine Söhne und die Söhne Pandus, als sie sich an der Pilgerstätte von Kurukshetra voller Kampfeslust versammelt hatten?“

In der Frage Dhritarastras wird bereits seine innere Zerrissenheit deutlich. Er weiß, dass er und seine Söhne sich im Unrecht befinden, doch seine Zuneigung zu seinen Söhnen lässt ihn nicht anders handeln. Kurukshetra ist Dharmakshetra, der Ort des Dharma, dort wo ein Kampf stattfinden wird, zwischen dem rechtschaffenen Tun und dem, was sich diesem entgegenstellt.

Er und seine Söhne vertreten auf diesem Schlachtfeld das Prinzip des Blinden, der Selbstsucht oder allgemein gesprochen: des Bösen. Während die Pandavas in ihrer Auseinandersetzung den Weg des Dharma, des Rechtschaffenen suchen, was besonders auch im Gespräch zwischen Arjuna und Krishna deutlich wird. In der Schlacht von Kurukshetra wird deutlich, wie fliessend diese Grenzen für den Menschen sind. Wenn die Umstände entsprechend sind, ist auch der Gute schnell in Gefahr, unredlich zu handeln und auch der Böse, kann Mitleid zeigen, wo es nicht erwartet wird. Recht und Unrecht sind in diesem Krieg miteinander verwoben und nur schwer zu erkennen – genauso wie es generell in vielen Situationen des Lebens ist.

Die Triebe des Herzens – auf die Dhritarastra mit dem Begriff yuyutsavah (voller Kampfeslust) hinweist – sind in engem Ringen miteinander in gut und böse gemengt. Dieser Kampf findet im Inneren und im Äußeren statt. Im Äußeren findet es Ausdruck in dem anfänglichen Bemühen beider Parteien, den Kampf nach den Geboten des Dharma zu führen: Nur gleichartige Gegner dürfen miteinander kämpfen, d. h. Fußsoldat gegen Fußsoldat, Reiter gegen Reiter, Wagen gegen Wagen. Flüchtende, Verwundete, Hilflose, die entwaffnet sind, müssen verschont bleiben. Jeden Abend wenn die Sonne untergeht, wird der Kampf abgebrochen, um den Gayatri-Mantra zu singen. Bis zum nächsten Morgen wird die Kampfesruhe eingehalten.

Aber je länger der Kampf dauert (insgesamt 18 Tage) und der Einfluss des Geschehens die Einzelnen gefangen nimmt, desto verschwommener wird der Pfad des Dharma. Von einem Abend an, wird die Gebetsstunde nicht mehr geachtet, und erbittert kämpfen die Streitenden im Licht von Fackeln auch durch die Nacht hindurch.

Selbst Yudishtira, der als Sohn Yamas der Inbegriff des Dharmas ist, handelt nun in einer Weise, die zwar nach den Regeln der vedischen Kriegerkaste gestattet ist, ihn jedoch in seinem Inneren – vor seinem Gewissen – selbst entsetzt. Der namensgleiche Elefant des Sohnes seines stärksten Gegners [[Drona]] wird niedergestreckt und Yudishtira ruft laut: „Ashvatama ist tot!“ und fügt leise hinzu, „der Elefant“. Als Drona vor Schmerz erstarrt – im Glauben, sein Sohn sei tot – seine Waffen senkt und sich mitten im Kampfgetümmel zur Meditation hinsetzt, wird ihm entgegen allen Regeln der Kopf abgeschlagen. Und gleich darauf senken sich die Räder des königlichen Wagens Yudishtiras, die bis anhin immer einige Handbreiten über dem Boden schwebten, tief in den Staub von Kurukshetra.

Wer sich in dieser Welt bewegt, bewegt sich sinnbildlich im Staub von Kurukshetra. Keiner kann sagen, er schwebe über diesem Staub, und sei erhaben über die Täuschungen und Anfechtungen dieser Welt.

Dhritarastra aber weiß, dass der Wert seines Lebens und der Leben seiner Söhne verwirkt ist. Denn er hat das Dharma in vielfältiger Form verletzt. Er hat gelogen und betrogen und er ist bereit, aus reiner Selbstsucht heraus, einen Krieg zu führen, bei dem viel Blut vergossen wird. Als er deshalb Kurukshetra als Dharmakshetra bezeichnet, plagt ihn bereits grosse Unruhe und Ungewissheit, doch unter dem Einfluss der Triebe seines Herzens will er diesen Weg zu Ende gehen.

Bhagavad-Gita-Verse

Eine kurze Sammlung von Versen aus der Bhagavad-Gita.

Bhagavan Sri Krishna spricht:

„Niemals gab es eine Zeit, als ich oder du oder all diese Könige nicht existierten, noch wird in der Zukunft einer von uns aufhören zu sein.“
(2.12)

„Jene, die die Wahrheit sehen, haben erkannt, dass das Inexistente ohne Dauer und das Existente ohne Ende ist. Zu diesem Schluss sind sie gekommen, nachdem sie das Wesen von beiden klar erkannt hatten.“
(2.16)

„Wisse, das was den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Niemand ist imstande, dieses Unvergängliche (das Selbst) zu zerstören.“
(2.17)

„Das verkörperte Selbst wird nie geboren und es stirbt auch nie. Es ist unermüdlich, ewig jung und dennoch anfangslos. Obschon der Körper Gegenstand von Geburt und Tod ist, kann das Selbst nie zerstört werden.“
(2.20)

„Waffen können das Selbst nicht schneiden (verletzen), Feuer kann es nicht verbrennen, Wasser kann es nicht benetzen und auch der Wind kann es nicht austrocknen.“
(2.23)

Es kann weder durchbohrt, verbrannt, benetzt noch ausgetrocknet werden. Es ist ewiglich unzerstörbar und unwandelbar. Es kann alles (feinstoffliche und grobstoffliche Materie) durchdringen, es ist (durch Materie) nicht zu bewegen und es ist anfangslos, immer dasselbe.“
(2.24)

„Wann immer Verfall des Dharma und ein Aufsteigen des Nicht-Dharma ist, o Arjuna, zu der Zeit erscheine ich [in meiner ewigen Form, so wie ich bin].“
(4.7)

„Um die Heiligen (Sadhus) zu erretten und die Übeltäter zu vernichten und zur Wiederherstellung des Dharma, erscheine ich von Zeit zu Zeit (oder Zeitalter nach Zeitalter).“
(4.8)

„Arjuna, wer die Wahrheit über meine göttliche Geburt und meine Taten kennt, wird, nachdem er den Körper abgelegt hat, nicht wieder erneut geboren, sondern er kommt zu mir [in mein ewiges Reich].“
(4.9)

„Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther (Raum) [Anm.: das Physische], Denken-Fühlen-Wollen, Intelligenz und falsches Ego diese acht Energien bilden die von mir zu unterscheidende Prakriti.
O starkarmiger Arjuna, versuche zu verstehen, dass ich, nebst dieser untergeordneten, noch eine höhere Energie besitze, die aus der Gesamtheit aller Lebewesen besteht, welche versuchen, die Prakriti zu nutzen und auszubeuten.
Sei dir gewiss, diese beiden Energien sind die Ursache für alles Erschaffene und ich selbst bin darüber hinaus die allumfassende Quelle der gesamten materiellen Schöpfung und ebenfalls ihrer Auflösung.
O Eroberer von Reichtum, jenseits von mir gibt es nichts Höheres mehr zu erkennen. Wie Perlen, aufgereiht auf einer Schnur, ruht alles was ist und was wir sehen auf mir allein.“
(7.4-7)

„Am Ende von vielen Geburten denkt ein weiser Mensch ‚Vāsudeva (ein Name Krishnas) ist alles‚ und nimmt Zuflucht bei mir. Solch eine große Seele ist sehr schwer zu finden.
Menschen, deren Wissen durch vielfältige Wünsche fortgetragen wurde, nehmen bei den Devas Zuflucht. Getrieben von ihrer jeweiligen Natur, folgen sie bestimmten Regeln und Vorschriften [Ritualen] der Verehrung.
Wen auch immer er sich wünscht zu verehren, ihm gewähre ich den notwendigen, festen Glauben.
Wer mit diesem Glauben ausgestattet ist, verehrt diesen Deva und erlangt allein durch mich die Erfüllung seiner Wünsche.2
Doch die Früchte sind zeitweilig für jene mit solch ärmlichem Verständnis (oder mit solch geringer Intelligenz). Jene, die Götter (Devas) verehren, gehen zu den Göttern (Anm.: Wer die Devas regelgemäß verehrt, geht in seinem feinstofflichen Körper nach dem Tod zum verehrten Deva, um die zeitweiligen Früchte der Verehrung zu ernten.), aber meine Geweihten kommen zu mir.
Unintelligente Menschen denken, ich sei das Unmanifestierte, das sich zeitweilig verkörpert hat. Sie kennen nicht mein höchstes Wesen, das unübertroffen und unzerstörbar ist.
Verborgen durch die Kraft meiner Yoga-Maya, bin ich nicht jedem sichtbar (wie ich bin) und daher versteht die Welt nicht, dass ich nie geboren werde und unerschöpflich bin.“
(7.19-25)

2 Krishna, in Gestalt des Paramatman, erkennt die Wünsche und Begehren des Jiva-Atman (verkörperte Seele). Er festigt daher den Glauben und das Vertrauen in die jeweiligen Devas (wenn das vom verkörperten Atman gewünscht wird), welche dafür bekannt sind, dass sie die materiellen Wünsche ihrer Verehrer erfüllen. In Wirklichkeit werden diese zeitweiligen Wünsche vom höchsten Herrn selbst erfüllt und nicht von den in Deva-Körpern weilenden Atmans, die selbst ihre Wünsche vom höchsten Herrn erfüllt bekommen.

„Ich bin der Ursprung aller spirituellen und materiellen Welten. Alles geht von mir aus.“
(10.8)

„Des weiteren, o Arjuna, bin ich der ursprüngliche Same aller Schöpfungen. Es gibt kein Geschöpf – ob beweglich oder unbeweglich –, das ohne mich existieren kann. Was ich dir beschrieben habe, ist nur ein kleiner Hinweis auf meine unendlichen Füllen. Wisse, dass alle majestätischen, schönen und herrlichen Schöpfungen nur einem winzigen Funken meiner Pracht entspringen.“
(10.39-40)

„Diese (menschlich aussehende) Gestalt, die du mit deinen (transzendenten) Augen siehst, kann nicht durch das Studium der Veden, noch durch strenge Entsagung, noch durch Wohltätigkeit und auch nicht durch rituelle Opferhandlungen verstanden werden.
Mein lieber Arjuna, nur durch uneingeschränkte Bhakti (liebend dienende Hingabe) kann ich so gesehen und verstanden werden, wie ich bin und vor dir stehe. Nur so kannst du in das Geheimnis meines Wesens eindringen.
Wer seine Arbeit Karma mir hingibt und mich als den Höchsten betrachtet, ist – frei von materieller Anhaftung – mir geweiht. So kommt er, befreit von aller Feindseligkeit gegenüber irgendeinem Wesen, zu mir, mein lieber Arjuna.“
(11.53-55)

„Der törichte Mensch kann nicht verstehen, wie ein Lebewesen (Atman) seinen Körper verlässt und unter welchem Einfluss der materiellen Natur es seine Sinne genießt. Diejenigen aber, deren Augen in Wissen geschult sind, können all dies sehen.“
(15.10)

Der sich bemühende und selbstverwirklichte Yogi kann all dies deutlich erkennen. Doch andere, die ihr wahres Selbst (Atman) nicht erkennen, können trotz vieler Bemühungen nicht sehen [was sich vor ihren Augen abspielt].“
(15.11)

„Ich weile im Herzen aller Lebewesen (als Paramatman). Von mir kommt Erinnerung, Wissen und Vergessen. Durch alle Veden bin ich es, der zu erkennen ist. Ich bin der Erschaffer von Vedanta und ich allein bin der Kenner des Veda.“
(15.15)

„Nur durch Bhakti kann man mich so, wie ich bin, als die höchste Persönlichkeit Gottes, erkennen. Und wenn man sich durch solche Hingabe vollkommen über mich bewusst ist, kann man in mein höchstes Reich eingehen. Obwohl der Bhakta allen möglichen Tätigkeiten nachgeht, erreicht er unter meinem Schutz und durch meine Gnade das ewige, unvergängliche Reich.“
(18.55-56)

Ich habe dir somit den vertraulichsten Teil allen Wissens erklärt. Denke in aller Ruhe darüber nach und tue dann, was du für richtig hältst.
(18.63)

Weblinks

Bhagavad-Gita – Eine wunderschön bebilderte Bhagavad-Gita.
Deutsche Ausgabe von Guido von Arx im Hans-Nietsch-Verlag.
Original Text in Englisch von Ranchor Prime.

Bhakti-Yoga.ch – Mit vielen Büchern zum Downloaden.