Bhakti-Yoga (Bhakti-Yoga) ist der Weg der liebenden Hingabe zu Krishna, Rama, Narayana, Vishnu oder einer ihrer Avataras. „Yoga“ deutet darauf hin, dass es sich um eine Verbindung zur transzendenten Welt handelt und „Bhakti“ beschreibt die Art, wie diese Verbindung hergestellt wird, nämlich durch eine liebende Widmung und Hingabe.
Inhaltsverzeichnis
Krishna-Bhakti
Die Motivation der Krishna-Verehrer ist die Steigerung der Freude Gottes. Die vervollkommnete Form dieser Geisteshaltung ist aber vergleichsweise selten zu finden. Der Großteil der Verehrer bewegt sich irgendwo auf dem Weg zur transzendenten Reinheit, wo alles durch reine Liebe zu Gott (Prema) bestimmt wird. Daher erwähnt das Bhagavatam im dritten Buch die vermischte Bhakti, vermischt mit den drei Gunas der Maya.
Krishna sagt:
Wer nichts mehr für sich haben will, der Gezügelte, der von Frieden Erfüllte, dessen Seele den Einen in allem erkennt, der in mir nur seine Befriedigung findet, für den sind alle Weltgegenden voller Glück. Nicht wünscht er die Herrlichkeit des Schöpfers der Welt (Brahma), oder des Königs des Himmels (Indra) oder Herrschaft über alle Erde oder Gewalt über die Reiche der Unterwelt, weder Yogamacht (Siddhis) noch Befreiung (Moksha). Er wünscht nur das eine, sein ganzes Wesen mir hinzugeben, sonst wünscht er nichts. (Bhagavatam 11.14.13-14, zitiert aus „Die indische Gottesliebe“ von Walther Eidlitz.)
Das Singen oder Rezitieren der Namen Gottes wird von allen vier Hauptschulen (Sampradayas) hervorgehoben. In einigen Krishna– und Rama-Tempeln Indiens wird ohne Unterlass gesungen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. „Bhaja Govinda“, „Haribol“, „Bolo Krishna“ und „Bhaja Gauranga“ sind nur wenige Beispiele, wie durch die Schriften oder den Volksmund auf den Namen Gottes aufmerksam gemacht wird. Die Schriften erklären, der Name Gottes und Gott selbst seien identisch. Wer sich in der Haltung der Bhakti dem Singen oder Sprechen widme, dem leuchte diese innere Erkenntnis auf. Das wird Sphota (das Aufbrechen des Wortsinnes) genannt. Die vorher einzig wahrnehmbare Schattenhülle des Namens, der durchs Ohr gehörte Klang, ziehe sich zurück, und der ewige, reale Name mache sich aus eigener Initiative in seinem wahren Wesen erkennbar.
„Das Singen hat zur Folge, dass man seine Liebe zu Krishna erweckt und göttliche Glückseligkeit (Ananda) erfährt. Schließlich erlangt man Krishna und bekommt den Nektar der liebevollen Widmung, als ob man in ein großes Meer der Liebe tauchen würde“, wird als Grund und Ziel des Singens im Chaitanya-Charitamrita (3.20.14) erwähnt.
Das Brihan-Naradiya Purana (38.126) betont dies durch dreifache Wiederholung:
harer nama harer nama harer namaiva kevalam
kalau nasty eva nasty eva nasty eva gatir anyatha
„Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali gibt es kein anderes Mittel, kein anderes Mittel, kein anderes Mittel zur Selbstverwirklichung als der heilige Name von Hari, der heilige Name von Hari, der heilige Name von Hari.“1
Durch diesen Vers wird die Bedeutung des „Namens von Hari“ (Krishna/Narayana), für unser gegenwärtiges Zeitalter ganz besonders betont.
Liebesbeziehungen zu Gott
Die Erweckung und Entfaltung der Liebe zu Gott (Prema) gilt als Vollkommenheit. Daher handelt Bhakti-Yoga in erster Linie von Beziehungen.
Rasa (göttlicher Wohlgeschmack) ist die ewig-frische Freude der 5 Hauptbeziehungsarten zu Krishna in Vraja2 und Dvaraka.
Die 5 Hauptbeziehungen zu Krishna
- Shanti-bhava: Die neutrale Beziehung, die in der Gewissheit, der sie tragenden Liebe Gottes, mit tiefstem göttlichem Frieden erfüllt (Shanta-Rasa, der Geschmack des Friedens).
- Dasya-bhava: Die unermüdliche Liebe eines treuen Dieners zu seinem geliebten Herrn.
- Sakhya-bhava: Freundschaftliche Liebe. In Vraja gehören die jungen Spielkameraden zu dieser Gruppe. Durch göttlichen Einfluss vergessen diese Freunde die allmächtige Position des Herrn, damit die liebenden Gefühle der Freundschaft und Ebenbürtigkeit nicht behindert werden.
- Vatsalya-bhava: Elterliche Liebe. Krishna offenbart sich als Kind und der Bhakta ist durch göttlichen Einfluss überzeugt, „er ist mein eigenes Kind“, das sie liebend umsorgen. Yashoda und Nanda und auch die Ammen und Nachbarinnen in Vraja, gehören zu diesem Kreis.
- Sringara-bhava: Auch Madhurya-bhava genannt. Gottesliebe, ähnlich wie eine Ehefrau ihren Mann oder eine Geliebte ihren Geliebten liebt, ohne Absicht für persönliches Glück. Innerhalb dieser Gruppe bilden die Gopis (Kuhhirtenmädchen) in Vraja den intimsten Kreis der Gottliebenden, die den Geschmack des Madhurya-Rasa erleben.
Diese Beziehungen finden auf einer Ebene der Transzendenz statt, wo alle Beteiligten einen ewigen spirituellen Körper besitzen, frei vom Geist der Ausbeutung, frei von egoistischen Absichten, frei von weltlicher Lust.
Wesen der Krishna-Bhakti
Die Vaishnavas, jene die Krishna/Vishnu oder ihre Avataras durch den Vorgang des Bhakti-Yoga verehren, verstehen sich als Monotheisten. Der höchste Herr ist Einer. Krishna (Gott) bleibt immer Einer, obschon er sich in grenzenlos viele Gestalten vervielfältigen kann. Dies gilt einerseits als ein Aspekt seiner unbegrenzten Macht und demonstriert andererseits seine Fähigkeit, sich selbst der Liebe jedes Einzelnen auf vielfältigste Weise zugänglich machen zu können.
Zitate
- Befreit von Anhaftung, Angst und Zorn, vollständig in mich vertieft und in mir verankert, wurden viele Entsagte durch Wissen über mich geläutert und erlangten transzendentale Liebe zu mir. (Bhagavad-Gita 4.10)
- Denke an mich, sei mein Bhakta, verehre mich und erweise mir deine Ehrerbietung. Auf diese Weise, unerschütterlich mit mir verbunden, wirst du mich, das höchste Ziel, erlangen. (Bhagavad-Gita 9.34)
- Die Mühsal ist groß für jene, deren Geist am Unmanifestierten haftet.3 Der Pfad zum Unmanifestierten ist für den Verkörperten sehr schwierig. Doch jene, die auf die Früchte ihrer Handlungen verzichten, all ihre Tätigkeiten mir weihen, die mich als den Höchsten betrachten, mich verehren und ohne Abweichung mit mir verbunden sind, sie, o Sohn Prithas, befreie ich sehr bald aus dem Ozean von Geburt und Tod, denn ihre Gedanken sind fest auf mich gerichtet. (Bhagavad-Gita 12.5-7)
- Wer ohne Neid gegenüber allen Lebewesen freundlich und gütig ist, ist gewiss auch ohne Besitzanspruch und ohne falsches Ego (Ahankara), gleichmütig in Glück und Leid und immer bereit, anderen zu verzeihen. Ein solcher Yogi, der immer selbstbeherrscht und zufrieden seinen Geist (Manah) und seine Intelligenz (Budhi) fest entschlossen mit mir beschäftigt, der ist mein Geweihter (Bhakta) und ist mir sehr lieb. (Bhagavad-Gita 12.13-14)
Siehe auch
Literatur
- Walther Eidlitz: Der Sinn des Lebens – ISBN 3-8311-3112-0, Books on Demand GmbH