Krishna

Radha-Krishna, Gott und seine Kraft (Shakti) der höchsten Liebe.

Sri Krishna (Kṛṣṇa), wörtlich: „Dunkelfarben“. Er ist der Avatari, der Aussender aller Avataras. Daher bezeichnet ihn das Bhagavatam als den ursprünglichen höchsten Herrn.

Im Sri Dashavatara-Stotra, einer Aufzählung der 10 wichtigsten in der Gita-Govinda von Jayadeva Gosvami, wird Krishna entsprechend einer zeitlichen Chronologie an achter Stelle aufgeführt.
Im Bhagavatam heißt es nach einer ähnlichen Aufzählung der 10 Avataras:

ete cāṁsa-kalāḥ puṁsaḥ kṛṣṇas tu bhagavān svayam
indrāri-vyākulaṁ lokaṁ mṛḍayanti yuge yuge

All diese (Avataras) sind vollständige Teile oder Teile der vollständigen Teile des höchsten Herrn Krishna, der Persönlichkeit Gottes. Zeitalter für Zeitalter beschützen sie die Planeten vor den Feinden Indras.*

* Die Asuras sind die Feinde Indras, des Königs der (feinstofflichen) Himmelswelten, bzw. Himmelsdimensionen. (1.3.28)

Das Bhagavatam beschreibt Sri Krishnas Körpertönung als dunkelbläulich leuchtend, einer frischen Gewitterwolke ähnlich. Shyama ist daher ein bekannter und ein uralter Name Krishnas. Das Adjektiv shyama bedeutet ebenso wie das Adjektiv krishna dunkelfarben, eigentlich alle Farben übereinander gelegt, sodass sie dunkelleuchtend erscheinen; gemeint ist eine nicht dieser Welt angehörige Farbe, die in den Texten zuweilen mit der dunkelblau leuchtenden Farbe von jungen und frischen Regenwolken verglichen wird. Er hat stets eine Flöte bei sich und trägt immer eine Pfauenfeder im Haar.

Auszüge aus Krishnas Lila 

Einleitung

Sri Krishna

Niemand könnte vom Geheimnis der inneren Lila etwas ahnen, leuchtete das göttliche Spiel nicht von Zeit zu Zeit auch auf Erden auf. Es geschieht dann, wenn sich der höchste Ewige in den Dimensionen seiner Maya-Shakti sichtbar macht, in sie „herabsteigt“.
Ein Avatara steigt aus Gottes unendlichem Reich der Freiheit in die Welt von Zeit und Raum „herab“, ohne dass sich sein ewig spirituelles Wesen in irgend einer Weise substanziell verändert. Es handelt sich nicht um eine Inkarnation oder Fleischwerdung. Gott unterliegt in keiner Weise den Gesetzen der Maya-Shakti, auch wenn er in sie herab steigt, noch benötigt er hierzu eine fleischliche Hülle. Das wird von den Schriften über die Avataras ausgesagt.

Unter dem Einfluss nicht-vedischen Denkens, sind von indischen und westlichen Philosophen der Vergangenheit und der Gegenwart andere Darstellungen gegeben worden, um ihr jeweiliges System zu rechtfertigen. Dazu kommt noch, dass im heutigen Indien dutzende von Pseudo-Mystikern und andere Betrüger als Avatara oder Inkarnation Gottes gefeiert werden.
Krishna, der Ursprung aller Avataras, erklärt hier auf Erden in seiner ewigen Cit-Gestalt:

„In Yogamaya eingehüllt, bin ich nicht jedem offenbar. Die Toren können mich nicht verstehen, den Ungeborenen und Unwandelbaren.“
(Bhagavad-Gita 7.25)

Krishna spricht hier von der Yoga-Maya, nicht von der großen Maya der Welt. Die Yogamaya ist eine der ewigen Seinsweisen der Cit-Shakti, die Spiel-Leiterin des göttlichen Lilas; jener Kraft Gottes, welche die Dramatik der Lila gestaltet und ins Grenzenlose steigert.

Der Wohnort jeder Gottesgestalt ist eine eigene Unendlichkeit in Vaikuntha, dem unendlichen Cit-Reich, das immer und überall ist. Von dort steigen all die verschiedenen Avataras mit ihren ewigen Gefährten herab. Doch in Wirklichkeit steigen sie nicht herab. Denn in der Welt des unendlichen ewigen Seins gibt es ja kein Oben und Unten, kein Außen und Innen und kein Vorher und Nachher (Bhagavatam, 10.9.13). Es wird in der Welt der Maya bloß ein Schleier weggezogen. Der überall und ewig seiende Gott und sein unendliches Reich und sein Spiel leuchten dann für eine kurze Weile auch im Bereich der Maya auf, welcher das verzerrte Schattenbild der ewigen Wirklichkeit ist.

Wenn ein Avatara zur Erde oder in eine andere Welt „hinabsteigt“, so nimmt er sein ewiges Reich mit sich. Der Boden, den er betritt, das Haus, das er bewohnt, sind dann – solange er anwesend ist – nicht mehr Erde, Lehm oder Stein, sondern Vaikuntha (aus Cit-Shakti), das Land ohne Begrenzung, wo Zeit und Raum nicht die Herren, sondern die dienenden Helfer des ewigen Lila sind.

Alle Spiele Krishnas sind ewig, und alle seine Spiele sind unbegrenzt von Raum und Zeit. Wenn er will, sind sie, obgleich sie raum- und zeitlos sind, zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Platz sichtbar, von wo der Vorhang von Zeit und Raum fortgezogen ist. Und wenn er will, dann schließt sich wieder der Vorhang von Raum und Zeit und verhüllt wie ein dichter Nebel den Blick in die ewige Wirklichkeit.

Die Wunder in der Lila Gottes auf Erden bestehen keineswegs darin, dass die Naturgesetze durchbrochen werden (was sie manchmal tun), sondern darin, dass dank der Kunst der Yoga-Maya sich der Rhythmus des ewigen Spiels oftmals – aber durchaus nicht immer – den Gesetzen des Irdischen anzupassen scheint. Dadurch wird verhindert, dass das göttliche Geheimnis von Unberufenen erkannt wird, auch wenn sie es mit eigenen Augen sehen oder davon hören.

Der Avatari, der Aussender aller Avataras, ist Krishna, der sein Wesen in der Bhagavad-Gita selbst beschreibt:

„Obwohl ich der Ungeborene bin, mit unwandelbarer Gestalt, und obwohl ich der allmächtige Herr aller Wesen bin, trete ich, durch die mir eigene Kraft (Yogamaya), in vollkommener Weise in Erscheinung.“
(4.6)

Es heißt, dass Krishna nur einmal während der Geschichte einer Erde, die 8′640′000′000 irdische Jahre (das entspricht 24 Stunden Brahmas) dauert, zu ihr niedersteigt und sein eigenes Reich mit sich nehmend, für eine bestimmte Zeit sein innerstes Lila bei den Menschen spielt. Das Padma-Purana fügt noch hinzu, dass Krishna, wenn er zu seiner eigenen [[Lila]] herabsteigt, er alle Reiche der Avataras durchschreitet und dass dann alle Avataras in ihn eingehen und in ihm sind, solange er auf Erden weilt.

Krishna erwähnt in der Gita auch den Grund für sein Erscheinen:

„Wann immer Verfall des Dharma und ein Aufsteigen des Nicht-Dharma ist, o Pandava, zu der Zeit erscheine ich (in meiner ewigen Form, so wie ich bin).“

„Um die Frommen zu erretten und die Gottlosen zu vernichten und zur Wiederherstellung des Dharma, erscheine ich Zeitalter nach Zeitalter.“

„Wer die transzendente Natur meines Erscheinens und meiner Taten, die göttlich sind, ihrem Wesen nach kennt, wird, wenn er den Körper ablegt, nicht wieder in der materiellen Welt geboren, sondern er kommt zu mir, in mein ewiges Reich, o Arjuna.“

(Bhagavad-Gita 4.7-9)

Im Kerker Kamsas

Mit zarter Eindringlichkeit werden im Bhagavatam die einzelnen Phasen der „Geburt“ des Ungeborenen beschrieben.

Der Herr wandte sich an seine personifizierte Kraft, Maya-Shakti:
„O meine Energie, die du für die ganze Welt verehrungswürdig bist und allen Lebewesen Glück bringst, begib dich nach Vraja1, wo viele Kuhhirten mit ihren Frauen leben. In diesem wunderschönen Land, wo es viele Kühe gibt, wohnt Rohini, die Frau Vasudevas, im Hause Nanda Maharajas2. Aus Furcht vor Kamsa (dem dämonischen König) leben dort auch noch andere Frauen Vasudevas im Versteckten. Im Leib Devakis befindet sich meine vollständige Erweiterung, Shankarshana3. Bringe ihn ohne Schwierigkeiten in den Leib Rohinis. O glückverheißende Mayadevi, daraufhin werde ich als Sohn Devakis erscheinen und du wirst als Tochter Yashodas, der königlichen Ehefrau Maharaja Nandas, erscheinen. Die Menschen werden dir an verschiedenen Orten der Erde verschiedene Namen geben, wie z. B. Durga, Bhadrakali, Mayadevi, Ambika usw.“

1 Vraja, das irdische Abbild von Goloka-Vrindavan, das in Vraja, zusammen mit Krishna erschienen ist. Wenn der höchste Herr Avatara wird, erscheint er nicht allein. Er nimmt sein Reich mit sich, um hier für eine kurze Zeit Teile seines ewigen Spiels (Lila) zu offenbaren.
2 Nanda Maharaj, der König der Kuhhirten (Gopas) und Kuhhirtinnen (Gopis). 
3 Balarama, der sich nur durch seine weiße Körperfarbe von Krishna unterscheidet.

Als das Kind Devakis dazu bewegt wurde, in den Leib Rohinis zu kommen, sah es so aus, als habe Devaki eine Fehlgeburt erlitten.

In der Folge ging der höchste Herr, der die Überseele aller Lebewesen ist und alle Furcht seiner Geweihten beseitigt, in seiner ganzen Fülle in den Geist Vasudevas ein. Solange Vasudeva die Gestalt des höchsten Herrn im Innersten seines Herzens trug, war er von der transzendent leuchtenden Ausstrahlung des Herrn umgeben und strahlte so hell wie die Sonne. Es war deshalb überaus schwierig ihn zu sehen oder ihm mit sinnlicher Wahrnehmung näherzukommen. Ja, nicht einmal solch mächtige Männer wie Kamsa konnten in seine Nähe gelangen und ihn wahrnehmen; nicht nur ihm war dies unmöglich, sondern allen Lebewesen.

Daraufhin ging die mit allen Füllen ausgestattete Persönlichkeit Gottes, die für alle Lebewesen in allen Universen glückverheißend ist, aus dem Geist Vasudevas in den Geist Devakis. So war Devaki wunderschön anzusehen, da sie Sri Krishna, das ursprüngliche Bewusstsein, die Ursache aller Ursachen, im Innersten ihres Herzens trug. Von diesem Augenblick an war der Leib Devakis die Wohnstätte des höchsten Gottes (Krishna), in dem der gesamte Kosmos ruht.

(Aufgrund einer Prophezeiung wusste König Kamsa schon seit Jahren, dass das achte Kind seiner Schwester Devaki, der höchste Herr Vishnu sein würde, der seinem dämonischen Tun ein Ende setzen würde. Aus Angst ließ er deshalb Vasudeva und Devaki im Palast einsperren. Bis zu diesem Zeitpunkt tötete er auf brutalste Art sechs ihrer Kinder. Das siebte Kind war Balarama, der in den Leib Rohinis übertragen wurde.)

Als Kamsa den Kerker besuchte, sah er Devakis Lächeln und ihre freudige, reine Ausstrahlung. So dachte er:
„Vishnu, der mich töten wird, befindet sich in ihr. Noch nie zuvor hat Devaki so strahlend und fröhlich ausgesehen. Worin besteht jetzt wohl meine Pflicht? Der höchste Herr, der sein Vorhaben kennt, wird seine Stärke bestimmt nicht verlieren. Devaki ist eine Frau und zudem ist sie meine Schwester und darüber hinaus ist sie jetzt noch schwanger. Wenn ich sie jetzt töte, werde ich sicher meinen guten Ruf und meinen Reichtum einbüßen, und meine Lebensdauer wird sich verkürzen.“

Auf diese Weise dachte Kamsa nach, und obwohl er entschlossen war, seine feindselige Haltung gegenüber dem höchsten Herrn beizubehalten, nahm er von dem schändlichen Mord an seiner Schwester Abstand. Er beschloss, bis zur Geburt des Herrn zu warten und dann alles Nötige zu tun.

Während Devakis Schwangerschaft wurde sie regelmäßig von Halbgöttern und -göttinnen (Devas und Devis) besucht, die Krishna ihre Gebete darbrachten.

Die „Geburt“ des Ungeborenen

„In der tiefen Dunkelheit der Nacht, erschien der höchste Herr, Vishnu, der sich im innersten des Herzens eines jeden befindet, aus dem Herzen Devakis wie der Vollmond, der am östlichen Horizont aufgeht.“
(Bhagavatam 10.3.8)

Betroffen betrachtete Vasudeva den unfassbar erstaunlichen Knaben. Er hatte vier Arme und er hielt die vier Zeichen der göttlichen Allmacht und Majestät in seinen Händen: die Muschel, die das Urwort AUM in sich birgt, die Keule der Weltherrschaft, das Rad der reinen Erkenntnis (Chakra) und den Lotos des freien Spiels. Ein Goldgewand (aus Cit) bedeckte seinen Körper (aus Cit), der leuchtete wie eine frische Monsunwolke. Auf seiner Brust befand sich das göttliche Srivatsa-Zeichen und an seinem Hals der funkelnde Kaustubha-Juwel. Das „Kind“ besaß langes, wallendes Haar, und sein Helm und seine Ohrringe glitzerten ungewöhnlich, denn sie waren mit wertvollen Vaidurya-Juwelen besetzt. Mit seinen Schmuckstücken, unter denen sich ein funkelnder Gürtel, Armbänder und Armreifen befanden, sah das Kind sehr bezaubernd aus. Durch seine natürliche Ausstrahlung wurde der ganze Kerker erhellt.

Überschwemmt von Freude, sah Vasudeva mit weit offenen Augen auf seinen Sohn, welcher der allmächtige Gott selber war, und er pries seine Majestät als den höchsten Purusha. Auch Devaki preist glücklich lächelnd ihr Kind, sein Gottwesen erkennend als den ewigen Grund der Welt und als den Beschützer der Gottgeweihten. In tiefer Verwunderung schließt sie ihre Gebete und sagt ehrfürchtig:

„Zur Zeit der Vernichtung geht der gesamte Kosmos, der alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden Lebewesen enthält, in deinen göttlichen Körper ein und ruht dort ohne Schwierigkeit; doch nun kam diese Gestalt in meinen Schoss. Den Lebewesen in dieser materiellen Welt wird es gewiss fast unmöglich sein, in dieser Art zu denken.“
(Bhagavatam 10.3.31)

Sri Krishna benimmt sich keineswegs wie ein neugeborenes Kind, das nicht sprechen kann. „Gott sprach“ (Bhagavan uvacha) heißt es im Text, der diese Szene wiedergibt. Sri Krishna berichtet Devaki und Vasudeva aus ihren vergangenen Lebensläufen, in denen sie beide bereits zweimal vorher Mutter und Vater eines Avataras Gottes gewesen sind. Einmal waren sie die Eltern des Avataras Prishnigarbha und das andere Mal des Avataras Vamana. Devaki und Vasudeva sind ewige Gestalten, besondere Formen der Cit-Shakti Gottes, beständig erfüllt mit mütterlicher und väterlicher Liebe zu dem Allmächtigen. Jedoch wird Devaki, die so klar die Gottesmajestät ihres Sohnes erkannt hatte, von ihrer mütterlichen Liebe und Sorge überwältigt. Sie vergisst für einen Augenblick, dass er todlos, ewig und unverletzbar ist. So bittet sie ihn, seine göttliche Natur zu verhüllen und wie ein gewöhnliches Kind auszusehen, damit der atheistische König Kamsa ihm kein Leid antue.

(Unter dem Einfluss der Yoga Maya erwacht ihr mütterlicher Beschützerinstinkt. Sie möchte Kamsa glauben machen, dass Krishna ein ganz gewöhnliches Kind sei und daher keine Bedrohung für ihn darstelle.)

Krishna, der sich immer den Wünschen seiner von Liebe erfüllten Bhaktas fügt, willigt ein und sieht plötzlich aus wie ein gewöhnliches neugeborenes Kind mit zwei Händen. Wie ihm von Krishna aufgetragen wurde, nimmt Vasudeva ihn auf seinen Arm. Die Fesseln, die seine Füße umschlossen hatten, fallen ab. Die versperrte Kerkertür öffnet sich von selbst, die Wachen vor dem Tor versinken in Schlaf. Die ganze Stadt Mathura schläft. Das alles wird von der Yoga Maya bewirkt, die Krishnas Spiel gestaltet. Durch die regnerische Nacht wandert Vasudeva mit Krishna auf den Armen zum Fluss Yamuna, der das Königsland von dem Hirtenlande Vraja trennt. Infolge anhaltenden Regens, führt die Yamuna Hochwasser, und ihre schäumenden Wellen tosen wild. Sanft donnern die Wolken über ihnen, während sich eine Gasse in der Flut vor Vasudeva bildet, mit angestauten Wasserwänden zu beiden Seiten. Trockenen Fußes schreitet er hindurch zum anderen Ufer, hinüber ins Hirtenreich, das ebenfalls in tiefem Schlaf versunken ist. Vasudeva betritt das Haus Nandas, des Königs der Gopas, der Kuhirten. Yashoda, die Hirtenkönigin, hat eben ein Mädchen geboren. Sie liegt ebenfalls im festen Schlaf. Vasudeva legt den kleinen Krishna an ihre Brust, nimmt das Mädchen und trägt es zurück über den Fluss. Die Türen des Gefängnisses öffnen sich von selbst vor ihm, und die Fesseln schließen sich wieder um seine Fußgelenke.

Kamsa will das Kind töten

Das Kind, das er auf Devakis Bett gelegt hat, beginnt zu schreien. Die Wächter schrecken aus dem Schlaf, eilen zum König, welcher ebenfalls aus dem Schlaf schreckt. Er springt sofort aus dem Bett und denkt:
„Nun ist Kala, der unüberwindliche Zeitfaktor, geboren worden, um mich zu töten!“
Von diesem Gedanken in Schrecken versetzt, eilt Kamsa unverzüglich in den Kerker. Obwohl Devaki ihn beschwört, barmherzig zu sein, ergreift er das Kind in rasendem Zorn bei den Füßen und versucht es auf einen Stein zu schmettern. Das Kind, Mayadevi, entschlüpft Kamsas Händen und erhebt sich in die Luft, wo es sich als die Göttin Durga (die Maya der Welt) zeigt, mit acht Armen, die mit himmlischen Waffen bewehrt sind, und voll Schrecken vernimmt der Asura ihre Stimme:

„O du Narr“, sagt die große Maya Gottes zu Kamsa. „Was würdest du gewinnen, wenn du mich töten könntest? Dein Vernichter ist bereits anderswo geboren. Töte deshalb nicht unnötigerweise andere Kinder!“ Darauf verschwand sie. Kamsa war im höchsten Masse verwundert über ihre Worte. Er löste unverzüglich die Fesseln seiner Schwester Devaki und seines Schwagers Vasudeva. Mit demütig vorgebrachten philosophischen Erklärungen bat er um Verzeihung und fiel mit Tränen in den Augen zu ihren Füßen.

Da Kamsa den Worten der Göttin Durga vorbehaltlos glaubte, bekundete er wieder seine familiäre Zuneigung zu ihnen.

Am nächsten Morgen ließ Kamsa seine Minister rufen und berichtete ihnen alles, was er von Durga gehört hatte. Nachdem die Minister, welche die gleiche Asura-Mentalität besaßen wie Kamsa, alles vernommen hatten, gaben sie ihm folgenden Rat:

„Wenn dem so ist, o König der Bhoja-Dynastie, sollten wir heute beginnen, sämtliche Kinder zu töten, die in den Dörfern, Städten und Weidegebieten während der letzten zehn Tagen geboren wurden. Wir sollten auch alle echten Brahmanen (Priester), die Opfer darbringen, töten; auch alle Kühe, aus deren Milch das für alle Opfer notwendige Butterfett gewonnen wird, müssen getötet werden. Auch alle anderen großen Heiligen, Weisen und Vaishnavas müssen beseitigt werden. Dies ist der einzige Weg, wie man Vishnu töten kann!“

(Asuras glauben zuweilen, Gott existiere nur durch die Verehrung der Menschen und man könne ihn töten, indem man die Verehrer vernichtet.)

Aufgrund seiner asurahaften Intelligenz, erteilte Kamsa ihnen die Erlaubnis, überall hinzugehen, um ihre schändlichen Pläne zu verwirklichen.

Zusammengefasst aus dem Bhagavatam 10. 2. bis 10.4. und „Krishna – Die Quelle aller Freude“, von A.C. Bhaktivedanta Svami.

So beginnt die geheimnisvolle Lila Krishnas, der in dieser Welt erscheint, um die höchste Liebe zu lehren und nebenbei das Dharma zu errichten.

Die Krishna-Bhakti ist ihrem Wesen nach eine Religion der liebenden Beziehungen, der liebenden Hingabe zu Gott, wie es das Bhagavatam hervorhebt.

Bekannte Namen Krishnas

  • Vāsudeva, „der Sohn Vasudevas“.
  • Bhagavan, der „Besitzer aller Füllen“, „Herr“, „Gott“.
  • Hrishikesha, „Herr der Sinne“.
  • Vishnu, der „Alldurchdringende“.
  • Narayana, „der Beste unter den Menschen“.
  • Madana-Mohana, „Krishna, der selbst auf den Liebesgott anziehend wirkt“.
  • Keshava, „Krishna, der Vernichter des Keshi-Dämons“.
  • Purusottama, „höchster Genießer“, „höchste Person“.
  • Ishvara, „höchster Herrscher“.
  • Govinda, „Krishna, der den Kühen und den Sinnen Freude bereitet“.
  • Gopala, „Beschützer der Kühe“, „Herr der Kuhhirten“.
  • Parameshvara, „der höchste Kontrollierende“, „höchster Ishvara“, „der Höchste“ (Gott).
  • Parambrahman, „das höchste Brahman“.

Krishnas Erscheinungstag

Einer der bekanntesten Feiertage Indiens ist Janmashtami, der Erscheinungstag Krishnas.

Besonders in Mathura, dem Ort seiner „Geburt“ (im Kerker Kamsas), feiern die Einwohner und Tausende von Pilgern das Erscheinen Krishnas mit Gottesdiensten und Bühnenspielen, die heutzutage sogar vom indischen Fernsehen übertragen werden. 

Die Bedeutung von Janmashtami ist für Hindus vergleichbar mit Weihnachten für Christen.

Die Krishna-Verehrung ist eine der populärsten Formen des heutigen Hinduismus. Im Westen wurde sie in den 1960er/70er Jahren durch die Hare-Krishna-Bewegung bekannt gemacht. 
Doch der Einfluss der Krishna-Verehrung auf den Westen reicht weit in die Vergangenheit, in vorchristliche Zeiten, wie die Garuda-Säule von Heliodorus belegt.

Literatur

und viele mehr, die hier nicht gelistet sind.

Weblinks